Viele Fragen hatten die Zuhörer nach der Lesung Sylvie Schenks an die Autorin (links). Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Literaturtage: Sylvie Schenk liest im Stauffenberg-Schloss aus ihrem Lieblingsbuch

Albstadt-Lautlingen. Mit ihrem Lebensbuch "Schnell dein Leben" hat sie sich einen Traum erfüllt: Sylvie Schenk, die in Albstadts Partnerstadt Chambéry geboren wurde. Doch ihr bisheriger Verlag wollte ausgerechnet dieses Buch nicht veröffentlichen.

Als sie von einem anderen Verlag die Zusage bekam, sei sie vor Freude auf dem Hotelbett gesprungen, berichtete sie bei ihrer Lesung zu den Literaturtagen im Stauffenberg-Schloss, wo sie die Zuhörer ermunterte, das Leben "anzufassen, das Beste daraus zu machen und vor allem bewusst zu leben", sonst rolle es weg wie ein Ball. Sie selbst erlebt ihr Buch als Befreiung und gleichzeitig als Höhepunkt ihres Lebens, und auch Moderator Ralf Keppler vom Arbeitskreis Chambéry erklärte im Stauffenberg-Schloss, ihr Buch habe ihn persönlich sehr berührt und nachdenklich gestimmt: "Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen."

Als ein Buch mit stilistischer Klarheit und zeitgeschichtlicher Wucht servierte die Autorin dem Leser ihre Biografie, allerdings in der Du-Form. Warum? Zuerst, so Schenk, habe sie es in der Ich-Form geschrieben, die sich als der falsche Weg für einen Roman herausstellte, denn so geriet ihre Geschichte zu sentimental. Sie beschreibt die prägnantesten Punkte aus ihrem Leben wie Kindheit, Schulzeit, die Liebe zu ihrem Mann und den Kontakt zu einer jüdischen Familie.

Scharfsinnig beschreibt sie, wie Weiblichkeit definiert wird, in die Mädchen hineingedrängt werden, bis sie die Stäbchen des Korsetts spüren: "Dienstmädchen sind nie Jungs". In ihrer Schulzeit erlebt sie, wie "die schwarzen Gestalten, die Nonnen, einen mundtot gemacht haben".

Selbst sehr naturverbunden, beschreibt die Autorin den Fluss der Furcht und das Aufsteigen in der Berglandschaft – den Weg gen Himmel. Mitreißend beschreibt sie, wie ihr eine Frau, als sie sieben Jahre alt war, im Zug aus ihrem Karl-May-Buch vorlas und wie sie es genoss, im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings klaute ihr die Frau dafür ihren Gemüsekorb, und ihre Mutter strafte sie hart dafür. Nach dem Vorlesen allerdings sehnte sie sich abends im Bett immer wieder.

Mit ihrem Mann hat die gebürtige Französin immer nur Französisch gesprochen und bewundert heute, da sie in Deutschland lebt, beispielsweise die Türkinnen, die gut Deutsch sprechen. Ihr Buch gibt es noch nicht in Französisch – zu gerne hätte sie es ihren Geschwistern geschenkt. Dann fügt sie schmunzelnd hinzu: "Vielleicht ist es ja besser so."

Den feierlichen Rahmen für die Lesung schufen Renate Musat an der Violine und Jan Luca Diebold am Klavier mit Stücken wie "Berceuse", "The Entertainer", "Schindlers Liste" und "Nocturne". Die Bewirtung übernahm der Arbeitskreis Chambéry.