Das Bundeskartellamt will bei den Dienstleistungen der Forstbehörde für die Kommunen die Säge ansetzen. Foto: Archiv

Bürgermeister Anton Reger erklärt die Folgen eines möglichen Kartellamtsverfahrens für Rundholzvermarktung

Albstadt - Eine Neuregelung der Forsteinrichtung und der forsttechnischen Betriebsleitung, wie das Bundeskartellamt sie plant, würde Albstadt – die Stadt ist der drittgrößte kommunale Waldbesitzer im Land – hart treffen. Finanzbürgermeister Anton Reger kennt die genauen Zahlen.

"Der Wald ist über Jahrhunderte gewachsen. Jetzt kommen ein paar gescheite Karteller daher und wollen die Strukturen aufreißen." Anton Reger macht kein Hehl aus seinem Ärger über das Bundeskartellamt, das den Forstämtern die Verantwortung für die Wirtschaftsverwaltung und die forsttechnische Betriebsleitung wegnehmen und sie in die Hände der Waldbesitzer legen will. "Das geht ins Elementare hinein", kommentiert der Erste Bürgermeister der Stadt Albstadt, "in die Entscheidung, was im Wald geschlagen und was sonst getan wird."

Fünf Revierförster und zwölf Waldarbeiter sind auf der Gemarkung der Stadt Albstadt unterwegs, die – nach Baden-Baden und Villingen-Schwenningen – über die drittgrößte kommunale Waldfläche im Land verfügt: knapp 6000 Hektar im Ganzen. Wie es aussieht, wird die Stadt demnächst sogar an zweite Stelle rücken, wenn die Zahlen des neuen Forsteinrichtungswerks vorliegen.

900.000 Euro an Gewinn holt die Stadt jährlich aus ihrem Wald, "doch wenn ich abziehe, was wir für Naturschutz und Wege, auch für den Tourismus, investieren, bleiben um die 200.000 Euro übrig", sagt Reger.

In seiner Aufzählung der Ziele, welche die Stadt als Waldbesitzerin verfolgt, wird deutlich, dass finanzielle Gewinne keinesfalls oben auf der Liste stehen. "Zuallererst geht es um die Walderhaltung und um gesunde, vitale Ökosysteme", betont Reger und kommt als nächstes zur Schutzfunktion des Waldes: Artenschutz und Grundwasserschutz – dafür sei der Wald besonders wichtig.

Erst dann folgten die Sozialfunktionen: Der Wald bietet Arbeitsplätze, ist für den Tourismus von Nutzen und dient der Erholung der Bürger. Geht es um die Produktionsfunktion, den nächsten Punkt, legt Reger – neben der Sicherung der Nadelholzanteile – Wert auf eine nachhaltige Nutzung des Waldes. Im Klartext heißt das: Es darf nur so viel entnommen werden, wie nachwächst. Wenngleich das Decken des örtlichen Brenn- und Energieholzbedarfs ebenfalls zu den Zielen der Stadt gehören.

Vieles erledigt die Stadt schon jetzt in Eigenregie

"Die verwaltungstechnische Abwicklung des Holzverkaufs – der Einschlag lag 2014 bei 42 720 Festmetern – erledigt die Stadt für ihren Stadtwald bereits selbst", so Reger. "Für andere Kommunen im Kreis übernimmt dies das Forstamt." Müsste die Stadt deckungsgleich die Aufgaben des Forstamtes übernehmen, müsste sie fünf Personen zusätzlich beschäftigen. Derzeit zahlt sie nur einen Verwaltungskostenbeitrag für die Beschäftigung der Revierförster: 275.000 Euro macht das aus.

Sollte das Kartellamt mit seinen Forderungen durchkommen, stelle sich für die Stadt die Frage, zu welchen Bedingungen sie das Personal des Forstamtes übernehmen müsste: "Bleiben sie Kreisbeamte oder wechseln sie den Arbeitgeber?" In jedem Fall würde es für Albstadt teurer werden.

Anton Reger freilich hat auch schon Ideen, wie die Stadt reagieren könnte, um das Beste aus der Situation zu machen, sollte es zum Äußersten kommen. Die verrät der Finanzbürgermeister freilich noch nicht – die Hoffnung, dass das Bundeskartellamt doch noch einlenkt, grünt noch. Wie der Wald.