Der Segen für den neuen Kantor: Steffen Mark Schwarz empfängt ihn aus den Händen von Pfarrer Walter Schwaiger. . Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Ebinger Martinskirchengemeinde führt ihren neuen Kantor Steffen Mark Schwarz in sein Amt ein

Von Martin Kistner

Albstadt-Ebingen. Welcher Sonntag wäre besser geeignet für die Amtseinführung eines neuen Kirchenkantors als der mit Namen "Cantate", zu deutsch "Singt!"? Steffen Mark Schwarz, Nachfolger Brigitte Wendebergs an der Martinskirche, hatte den Termin 6. Mai. mit Bedacht gewählt.

Den Gottesdienst eröffneten Posaunenklänge, gespielt vom Posaunenchor aus Ulm, der bisherigen Wirkungsstätte von Schwarz, und der Willkommensgruß von Pfarrerin Verena Engels. Pfarrer Walter Schwaiger hatte als Lesungstext das Danklied der Erlösten aus Jesaja, 12 gewählt, Dekan Martin Seitz widmete seine Predigt einem Text aus der Apostelgeschichte, der beispielhaft zeigte, was der Glaube und von ihm beseelte Musik vermögen: Der zu Unrecht eingekerkerte Paulus singt zur Mitternacht den Lobpreis Gottes und wird daraufhin durch ein Erdbeben von seinen Fesseln befreit; statt zu fliehen, bekehrt er seinen Kerkermeister und wird anderntags freigelassen. Die Geschichte lässt Fragen offen – wäre es nicht manchmal doch sinnvoller, das Weite zu suchen? – , er gestattet aber auch die Interpretation, die Pfarrer Schwaiger ihm mit einem Luther-Zitat gab, ehe er Steffen Mark Schwarz verpflichtete und segnete: "Es gibt keine stärkere Arzenei als das Lob Gottes anzustimmen."

Schwarz versteht es offensichtlich, diese Arzenei zu verabreichen, das machte die Vokal- und Orgelmusik deutlich, die gestern Morgen in der Martinskirche erklang: Bachs Kantatensatz "Jauchzet Gott, alle Lande", Albert Beckers Weihegesang opus 74, und diverse Kirchenlieder, die Schwarz mit macht- und klangvollen Orgelstimmen unterlegte und in denen er – als Beispiel sei "Wer nur den lieben Gott lässt walten" genannt – durchaus beschwingte Tempi anschlug. Im Zeugenwort seiner Ulmer Weggefährtin Tabea Frey klang an, was andere an ihm fasziniert: die Fähigkeit, durch "ein Musizieren, das aus dem Hören kommt", mitzureißen und zu begeistern.

Dass er diese Gabe besitzt, haben annähernd 100 Ebinger Tage offenbar schon deutlich gemacht. Beim Empfang im Gemeindehaus Spitalhof bescheinigte ihm Kirchengemeinderätin Sabine Kemmler, bei seinem Orgelspiel gehe auch "bekennenden Unmusikalischen" das Herz auf – dass er sich dabei vorerst an die Orgel der Kapellkirche halten müsse, obgleich er sich eigentlich "auf die Rensch-Orgel der Martinskirche beworben" habe, tue dieser Wirkung keinen Abbruch. Die Kirchenchorsänger aber, zu denen auch Kemmler selbst zählt, wüssten es zu schätzen, das bei Schwarz das ernsthafte Proben durchaus Hand in Hand mit Leichtigkeit und Humor gehe. "Es ist schön, dass Sie hier sind."

Die Grüße der Partnergemeinde Apolda übermittelte Ernst Fauer, der die Ebinger Kirchenchorsänger daran erinnerte, dass jetzt sie mit einem Besuch in Thüringen an der Reihe seien, und Schwarz, der kein Kostverächter ist, Saalewein als Geschenk überreichte.

Brüder im Geiste des Gesangs

Steffen Mark Schwarz schließlich stellte im Anschluss an Fauers Rede fest, dass er "in Ebingen angekommen" sei – "man scheint das schon gemerkt zu haben" – und bekräftigte seine Absicht, "die Menschen zu erreichen".

Das letzte Wort hatte an diesem Morgen der betagte Chorsänger Ernst Weismann: Durch den Dialog werde der Fremde zum Mitmenschen, durch den gemeinsamen Gesang aber zum Bruder. "In diesem Sinne – willkommen, Bruder Schwarz!"