Rudi Keinath und seinem Ensemble "Musica Albstadt" fällt der Abschied nicht leicht. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

"Musica Albstadt": Rudi Keinath beendet seine Dirigenten-Ära – und damit die seines Bläserensembles

Die Ära "Bläserensemble Musica Albstadt" endet nach 20 Jahren, und ihr Dirigent Rudi Keinath legt damit nach 62 Jahren den Taktstock endgültig nieder – allerdings erst nach einem beschwingten Abschiedskonzert.

Albstadt-Onstmettingen. Rudi Keinaths damals neu gekaufte Posaune steht heute noch ungebraucht in der Ecke. Schuld daran ist die Stammtisch-Idee eines Dutzends ehemaliger Musiker des Musikvereins Onstmettingen, das "Bläserensemble Musica Albstadt" zu gründen – mit ihm als Dirigent. Nun zieht er den Schlussstrich und sagt "Danke und auf Wiedersehen" – das bedeutet auch das Aus für sein 38-köpfiges Ensemble.

Rudi Keinath blickt auf ein Leben musikalischer Höhepunkte zurück, war die Musik den Keinaths doch in die Wiege gelegt worden: Schon Rudi Keinaths Großvater war Dirigent und auch sein Vater und seine Brüder musizierten. Beispielhaft praktizierte der Ur-Onstmettinger, was heute sehr selten ist: ein Dirigent ohne Bezahlung zu sein. Seine Leidenschaft für die Musik war so stark, dass er in nächtelanger Arbeit Noten umschrieb.

Nun will er "aufhören, wenn’s am schönsten ist": Unglaubliche 70 Jahre war die aktive Musik ein wichtiger Teil seines Lebens, neben der Arbeit. Dafür bekam er viele Auszeichnungen wie 1969 die silberne Ehrennadel für 20 Jahre Mitgliedschaft. Zehn Jahre später folgte die Landesehrennadel in Gold, 1995 die goldene Verdienst-Medaille des Musikbund CISM.

62 Jahre lang war der jung gebliebene 82-Jährige Dirigent, je zwei Jahre beim MVO und bei der Musikkapelle Bitz, 38 Jahre bei der MVO-Bauernkapelle und dem Tanzorchester mit Auftritten in Monaco, Chambéry, Meran, Österreich und Ungarn. Dem folgten 20 Jahre beim Bläserensemble Musica.

Auf die Trompete folgten die Posaune und der Dirigentenstab

Schon früh hatte Rudi Keinath das Trompetenspiel erlernt, widmete sich danach der Posaune, und dann hieß es: warten bis zur Konfirmation. Denn erst dann konnte er in den MVO eintreten. 1958 gründet er die Bauernkapelle, passte sie Anfang der 1970-er Jahre dem Zeitgeist an, benannte sie um in "MVO-Tanzorchester", und fortan lösten modernere Stücke wie Schlager die Polka und den Walzer ab. Auch eine "Swingtime"-Kassette hat er mit dem MVO-Ensemble herausgebracht.

In all den Jahren habe er die gesamte Marschmusik dirigiert, erinnert sich Keinath, der als 62-Jähriger beschloss, mit zwölf weiteren Musikern etwas Eigenes zu machen – eine Stammtisch-Idee wurde Wirklichkeit. Klar war von Anfang an, dass Rudi Keinath die Leitung übernehmen sollte, zumal er seine Dirigentenausbildung 1956 mit "sehr gut" bestanden hatte. Geprobt hat das "Ensemble Musica Albstadt" zunächst in den Kellerräumen der Firma Heinz Merz in der Fabrik im Buchtal, zuletzt bei der Firma Haigis – doch immer ging es danach in die Gaststätte "Akropolis".

Auch das jährliche Hauptkonzert hat mit der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche seinen festen Platz. Weitere Auftritte hatte das Orchester zum Beispiel in der Klosterkirche in Beuron, wo die Kirchenbänke nicht ausreichten und noch Stühle dazu gestellt werden mussten, sowie beim Stadtfest in Sigmaringen-Laiz. Auftritte mit dem Shanty-Chor der Marinekameradschaft Ebingen, "Cantus iuvenis" aus Winterlingen, dem Oldiechor Balingen und dem Schiedsrichterchor Zollernalb stehen zu Buche. Das Ensemble hat Ausstellungseröffnungen und Vereinsjubiläen umrahmt und stets Glanzpunkte gesetzt.

Die Zahl der Musiker indes nahm im Laufe der Jahre genauso zu wie der Schwierigkeitsgrad der Musikstücke. Seit zwei Jahren stellt Keinaths Sohn Thomas gemeinsam mit Bernd Albert, der auch schon solistisch tätig war, das Programm auf – auch für das Abschiedskonzert.

Das Abschiedskonzert von Rudi Keinath und dem Bläserensemble "Musica Albstadt" beginnt am kommenden Sonntag, 2. April, um 17 Uhr in der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche. Auf dem Programm stehen Werke von Jacob de Haan, Ludwig van Beethoven, Santiago Lope Gonzalo, Sebastián de Yradier Louis Prima und Bedrich Smetana, aber auch moderne Werke der Zeitgenossen Markus Götz aus Schopfheim und Ronan Hardiman aus Irland. Sogar ein Michael-Jackson-Medley wird zu hören sein. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.