Pilot Guido Voss aus Albstadt: "Lufthansa und Germanwings nehmen Thema Sicherheit sehr ernst"

Von Karina Eyrich

Seyne-les-Alpes/Albstadt. Der Schock nach dem Absturz des Airbus 320 in den südfranzösischen Alpen sitzt nun, da die Ermittler von einem gezielten Sinkflug ausgehen, noch tiefer bei den Piloten der Germanwings. Einer von ihnen ist Guido Voss, Vorsitzender des Luftsportvereins Degerfeld in Albstadt.

"Vom Sehen" hat Guido Voss den 27-jährigen Copiloten des Germanwings-Fluges 4U 9525 gekannt, der am Dienstag bei Seyne-les-Alpes an einem Bergmassiv zerschmettert ist. Wie es sein kann, dass der Pilot, der das Cockpit kurz verlassen hatte – nicht mehr ins Cockpit gelangen konnte, um zu verhindern, dass der Copilot den fatalen Sinkflug einleitete, kann der Germanwings-Pilot genau erklären. "Während des Fluges ist die Cockpit-Tür geschlossen und man muss von außen einen Code eingeben. Die Piloten im Cockpit überprüfen dann, wer draußen steht, und öffnen die Tür von innen."

Für Notfälle gebe es einen sogenannten Notfallcode. Schalte der Pilot im Cockpit dann auf "Lock" (verriegeln), bleibe die Tür mindestens fünf Minuten lang geschlossen. Tue er nichts, öffne sie sich nach einer Minute.

Dafür, dass der Copilot offenbar seine Ausbildung für eine Zeit unterbrochen hatte, könne es viele Gründe geben, so Voss. "Da reicht ein Beinbruch beim Skifahren" – flugunfähig zu sein, müsse nicht unbedingt psychologische Gründe haben. Die Deutsche Lufthansa, zu der die Tochter Germanwings gehört, lege großen Wert auf Sicherheit und lasse Personen, die Pilot werden wollen, schon vorher von einem unabhängigen Institut, dem Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), psychologisch untersuchen. Dafür, dass es nicht zu solchen Vorfällen komme, gebe es freilich keine Garantie – ebenso wenig wie bei provozierten Unfällen etwa im Straßenverkehr.

Wie professionell die Airline mit dem Unfall umgegangen sei, sehe man auch daran, dass man den Crews nach diesem schrecklichen Ereignis freigestellt habe, ihre Flüge anzutreten. "Immerhin kannten viele die verunglückten Kollegen persönlich, und da kann man nicht erwarten, dass die Betroffenen mit dem Kopf bei der Arbeit sind", betont der Flugkapitän im Gespräch mit unserer Zeitung. An den Spekulationen, dass die Crews aus Sicherheitsbedenken nicht geflogen seien, sehe man, wie schnell in der Öffentlichkeit ein falsches Bild entstehen könne.

Voss gibt aber auch zu bedenken, dass immer nur der Unglücksfall Schlagzeilen mache. "Wie oft Piloten durch ihre gute Reaktion verhindern, dass etwas passiert, erfährt niemand." Er selbst hat einen solchen Fall schon erlebt, als die Sensoren für den Fahrtmesser der Geschwindigkeitsanzeige ausgefallen waren. "Auf solche Fälle werden wir allerdings gut vorbereitet", erklärt der Kapitän. "Wir haben das dank unserer sehr guten Ausbildung damals gemeistert."