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Donnerwetter! Wie Jung- und Neu-Stadträtin Lara Herter von der SPD die

Donnerwetter! Wie Jung- und Neu-Stadträtin Lara Herter von der SPD die Rahmenvereinbarung zur künftigen Zusammenarbeit der Partnerstädte Albstadt und Chambéry im Gemeinderat seziert hat, darf als Musterbeispiel für stilvolles "Tacheles" gelten. Da hat die Stadtverwaltung dem Gemeinderat ein dreiseitiges Vertragswerk voller bester Absichten vorgelegt und wohl nicht im Traum mit einer einzigen kritischen Äußerung gerechnet. Zu unstrittig ist seit 35 Jahren der Wert dieser deutsch-französischen Städtefreundschaft, und die jüngste Sonderausstellung in der Galerie Albstadt mit Werken von Otto Dix zu den zerstörerischen Folgen einstiger deutsch-französischer Feindschaft unterstreicht dies überdeutlich. Zudem haben die Partnerstädte erst kürzlich das 35-jährige Bestehen ihrer Liaison gefeiert, und zwar bei herrlichem Wetter in einer der schönsten Regionen Frankreichs – wer wollte da etwas zu meckern finden, wenn es darum geht, die Zusammenarbeit zu vertiefen?

Lara Herter fand – gerade weil sie mit dabei war in Chambéry. Denn dort hat sie sich zwar – falls überhaupt noch nötig – anstecken lassen vom Geist der Jumelage, doch sie hat auch gesehen, wo die Pferdefüße sind: Die rührigen und höchst aktiven Vorsitzenden der Partnerschaftskomitees, Rainer Günther und Alain Laury, sind in Ehren ergraut und mit ihnen nicht wenige jener Personen, die das Verhältnis tragen. Unter den Albstädter Schulen, die einen Schüleraustausch mit Chambéry pflegen, ist nur das Progymnasium Tailfingen übrig geblieben, und auch auf Vereinsebene ist vieles eingeschlafen.

Um der einst so vielseitigen Beziehung der beiden Städte wieder echtes Leben einzuhauchen, bedarf es mehr als freundlicher und wohl formulierter Absichtserklärungen, wie sie in der Rahmenvereinbarung zu finden sind. Das hat Lara Herter unmissverständlich klar gestellt und dabei eindrucksvoll deutlich gemacht, dass sie zum engagierten Teil ihrer Generation gehört: junge Leute, die sich mit bloßen Sonntagsreden nicht zufrieden geben. Die selbst bereit sind sich einzusetzen, das aber auch von anderen einfordern.

Seine Botschaft – eine schriftlich formulierte Absichtserklärung und tatkräftiges Engagement seien kein Widerspruch – hat Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow freilich nicht minder deutlich verkündet. Und auch sein neuer Amtskollege in Chambéry, Michel Dantin, hat in aller Klarheit betont, dass mehr passieren muss als dreitägige Höflichkeitsbesuche alle fünf Jahre, garniert mit gelegentlichen Stippvisiten kleiner Gruppen bei den französischen respektive deutschen Freunden.

Das Amt für Kultur und Tourismus tut schon etwas: Anders als früher werben Albstadt und Chambéry inzwischen aktiv für Urlaub in ihrer Partnerstadt. Doch das darf nicht alles sein. Ein Blick nach Winterlingen und seine polnische Partnerstadt Izbica zeigt, wie fruchtbar es sein kann, wenn Mitarbeiter der kommunalen Einrichtungen bei den ausländischen Freunden hospitieren und sich dort manches abschauen, was auch zu Hause gut funktionieren könnte. Schwerer als die polnische ist die französische Sprache – nebenbei bemerkt – nicht.

Vielversprechend ist die Idee einer Zusammenarbeit der Albstädter Technologiewerkstatt mit technischen Einrichtungen in Chambéry, und zwar ganz konkret in der Person des Innovationsmanagers Daniel Spitzbarth. Nach der Einsatzfreude zu urteilen, die er bislang an den Tag gelegt hat, ist er aus dem selben Holz geschnitzt wie Lara Herter. Ihre beiden Beispiele zeigen: Es kehrt junges Leben ein in die Jumelage. Fantastique!