Mal traurig, mal ironisch: Coko und Danito Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutsch-französische Begegnung in der Galerie Albstadt / Tiefe Trauer und beißende Ironie / Zweisprachige Texte

Albstadt-Ebingen. Mitten im Ersten Weltkrieg gab es das: französische Friedenslieder aus dem Schützengraben, gesungen von Soldaten für Soldaten. Es sind Chansons in tiefer Trauer, manche eingehüllt in beißende Ironie, zu hören am Sonntag, 1. März, ab 17 Uhr in der Galerie Albstadt.

Die südfranzösischen Sänger Coko und Danito tragen die Originallieder der Soldaten in französischer Tradition vor, begleitet von Akkordeon, Gitarre und Trommeln.

Ein Lied aus dem Krieg hat der Soldat und spätere Dichter Guillaume Apollinaire geschrieben, andere sind anonym. Coko hat sie in Archiven der französischen Nationalbibliothek und bei Zeitzeugen entdeckt. Manche werden 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs erstmals der französischen und deutschen Öffentlichkeit präsentiert. Für die Aufführungen in Deutschland wurden die Chansons übersetzt und liegen dem Publikum zweisprachig vor.

"Le Cri du Poilu – 14 chansons sur la guerre de 14" – Aufschrei des Soldaten – 14 Chansons über den Krieg von 1914 – heißt dieser Chanson-Abend in Frankreich. Dort erobert er derzeit die Bühnen. "Chansons gegen den Krieg" heißt das Konzert in Albstadt – als Zeichen der heute einzigartigen Partnerschaft der ehemaligen Kriegsgegner Frankreich und Deutschland. Es kam in Zusammenarbeit mit Cornelia Strauß und den "Blankeneser Gesprächen" in Hamburg zustande. Das Ziel des Abends unterstützen die Veranstalter gemeinsam: "Nie wieder Krieg in Europa".

Corentin Coko, Urenkel eines französischen Soldaten von 1914 und selbst junger Textdichter, sieht in den authentischen Texten nachdenkliche Stimmen der damals oft jungen Soldaten. "Ich habe einzigartige, unbedingt hörenswerte Perlen entdeckt: pazifistische Lieder, die zu unserem Innersten sprechen." Die Balladen waren 1914 mehr als pure Unterhaltung, betont Coko: "In einer Welt ohne Fernsehen und Internet verbreiteten Chansons Informationen, neue Ideen und luden zur Diskussion über die moderne Welt des 20. Jahrhunderts ein."

Der Chansonabend bietet ein musikalisches Pendant zu den gegenwärtigen Ausstellungen in der Galerie Albstadt: "Otto Dix: Krieg und Passion" und "Krieg zeichnen" mit Graphik deutscher und französischer Künstler, die sich als Soldaten an der Westfront gegenüberstanden. Ausstellung und Konzert erinnern an die elenden Schützengräben 1914 und feiern etwas zutiefst Schützenswertes: die freundliche Normalität zwischen beiden Nationen heute.