Kräuterkasten: Abend mit Busch

Albstadt-Ebingen. Auf besondere Weise haben die Schauspieler Markus Maria Winkler und Jürgen Wegscheider im Kräuterkasten Wilhelm Busch in Szene gesetzt. Rote Jacke und blaue Weste trug der eine, blaue Jacke und rote Weste der andere, dunkle Mützen beide – zwei, die zusammen gehören und sich doch unterscheiden, die sich aneinander messen, streiten und doch harmonieren.

Wie passend erschien das angesichts der menschlichen und tierischen Figuren von Wilhelm Busch, die einmal Sieger bleiben wie der Igel gegen den Fuchs oder scheitern wie der Frosch gegen den Finken. Präsentiert wurde eine bunte Wilhelm-Busch-Mischung aus bekannten und weniger oft gehörten Gedichten, Aphorismen, Erzählungen, Bildergeschichten. Makabre Erzählungen – der Schlittschuhläufer in "Der harte Winter" verliert buchstäblich den Kopf und lebt danach kopflos und glücklich weiter. Manches erinnert ans Märchen, etwa, wenn "Hänschen Däumeling" auf seiner Irrfahrt im Magen eines Hechtes landet und dort von seiner Mutter gefunden wird, die eben diesem Hecht zum Essen zubereitet.

Die Gedichte üben fröhlich Selbstkritik wie "Ein ganz famoses Haus" oder nehmen fast elegisch Abschied: "Nehme meinen Hut". Sie beobachten genau die Boshaftigkeiten, Schwächen und Stärken der Menschen. Den drei alten Tanten steht die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben bei der Wahl des Geschenks für Paulinchen. Denn Winkler und Wegscheider rezitieren nicht nur, sie spielen die Texte. Reglos verharren sie, während der Pfannkuchen beim Wenden endlos in den Lüften schwebt. Anzüglich lüftet Wegscheider die Mütze seines fast haarlosen Partners: "Wenn Lügen Haare wären", genüsslich zerstampft Winkler "Die Fliege" die er endlich gefangen hat.

Die Rollen sind gut verteilt. Das zeigt sich schon in "Maus und Molli", einer Mädchengeschichte in sieben Streichen, die Wilhelm Mayer nach dem Vorbild von Wilhelm Busch geschrieben hat. Winkler muht als Kuh und schleckt die Wand ab, dann quakt er richtig nervig als Ente, Wegscheider verkörpert die spießigen Menschen. Als Krönung folgt dann das Original: "Max und Moritz" – ein Augen- und Ohrenschmaus. Winkler lässt die Hühner krähen und jammervoll enden, Wegscheider heult als Witwe Bolte und verwandelt sich dann blitzschnell in den kläffenden Spitz. Wenn er als Lehrer Lämpel doziert, fühlt man sich wie auf der Schulbank.

"Der Vogel, scheint mir, hat Humor"

Kleinigkeiten zeigen, wie alles genau geplant ist. Max und Moritz sägen so lange, bis der Steg tatsächlich durch ist. Mühsam ziehen sie das letzte Huhn hoch. Winkler als Onkel Fritz schläft nach dem Maikäferabenteuer so tief und schnarchend, dass ihn sein Partner richtig wecken muss, damit endlich der nächste Streich angesagt werden kann. Das begeisterte Publikum verlangte am Ende nach Zugaben, und so schlossen die Künstler mit dem Vogel, der auf dem Leim sitzt: "Der Vogel, scheint mir, hat Humor". Nicht nur dieser Vogel, nicht nur Busch, sondern auch Markus Maria Winkler und Jürgen Wegscheider.