Eberhard Gienger spricht in der Landessportschule auch über die Zukunft der Sportvereine. Foto: Jetter Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Eberhard Gienger spricht über die Situation der Sportvereine in Deutschland

Im Rahmen eines Vortrags zum Thema "Wie geht Sport in Deutschland?" hat der ehemalige Kunstturnweltmeister Eberhard Gienger bei einem Vortrag in der Landessportschule in Tailfingen einen Blick auf die Zukunft des deutschen Sports geworfen.

Albstadt-Tailfingen. Die Welt des Sports befinde sich momentan in einer Phase des Umbruchs, die sowohl den Leistungs- als auch den Breitensport zu einer neuen Orientierung zwinge, sagte Gienger in Tailfingen. Insbesondere Vereine kämpften allerdings derzeit mit einer Gesellschaft im Wandel, die etablierte Konzepte wie die Ehrenamtlichkeit vor enorme Herausforderungen stellt.

Passionierter Kunstturner, Weltmeister und Bronzemedaillengewinner am Reck bei den Olympischen Sommerspielen 1976: Eberhard Gienger weiß wie kein anderer, wie der Hase im sportlichen Bereich läuft – und wagte im Rahmen des Vortrags einen Blick in die Zukunft. "Unser sportliches System basiert auf Ehrenamtlichkeit und Vereinen", resümierte Gienger, ehe er unvermittelt zur Problematik der aktuellen Situation überschritt.

In Zeiten der aufkommenden individuellen Freiheit würden sowohl das Ehrenamt als auch die Bereitschaft, verantwortungsvolle Positionen in Sportvereinen zu übernehmen leiden – mit schwerwiegenden Folgen für das Gemeinschaftsgefühl. "Die Mitglieder der Zukunft müssen in einem Verein der Zukunft untergebracht werden", betonte Gienger.

Selbst die Politik sei bereits in Form von Geldzuwendungen eingeschritten, um die Zukunft des Sports bestmöglich zu unterstützen, so Gienger. Insbesondere im Bereich des Spitzensports sei man in Deutschland jedoch in finanzieller Hinsicht weit unter den Möglichkeiten. Werfe man nur einen kurzen Blick nach China oder Russland oder vergleiche die Gehälter deutscher Trainer mit denjenigen ihrer ausländischen Kollegen, würden deutliche Unterschiede hervorstechen.

Neben dem Breiten- sowie dem Leistungssport steht zudem die Zukunft des Schulsports auf wackligem Fundament. "Ein gesunder Geist wird durch körperliche Bewegung gestärkt", wies Gienger jedoch deutlich auf die Bedeutung des Sportunterrichts an den Schulen hin.

In einem Publikumsgespräch bekamen die begeisterten Besucher die Möglichkeit, mit dem ehemaligen Kunstturner in ein umfassendes Gespräch über die Zukunft des deutschen Sports zu treten.

Michael Hakenmüller, der Vorsitzende der Regionalgruppe Neckaralb der Deutschen Olympischen Gesellschaft, richtete zudem persönliche Grußworte an die Gesellschaft.