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Albstadts Lehrerseminar betreut in Zukunft nur noch angehende Grundschullehrer

Von Martin Kistner

Für das Albstädter Lehrerseminar beginnt eine neue Ära: Der neue Lehranwärterkurs ist der erste, der nur noch die schulpraktische Ausbildung für den Unterricht an der Grundschule erhält.

Albstadt. Der Briefkopf ändert sich, die E-Mail auch; in der Klammer, die dem offiziellen Namen "Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung" folgt, steht künftig nicht mehr "Grund-, Haupt- und Werkrealschule", sondern nur noch "Grundschule". – als "Hebamme" für Hauptschulpädagogen hat das Albstädter Seminar ausgedient. Der Grund: Seit dem Wintersemester 2011/12 gibt es an den Pädagogischen Hochschulen des Landes getrennte Studiengänge für Grundschullehrer und für Lehrer der sogenannten Sekundarstufe 1, also der weiterführenden Schulen ohne Gymnasium. Wer damals sein Studium antrat, ist jetzt reif für eine schulpraktische Ausbildung, die nicht mehr das gesamte Spektrum zwischen erster und zehnter Klasse abdecken muss. Das Land hat deshalb den Lehrerseminaren neue Aufgaben zugeteilt: Von den vier im Regierungsbezirk betreut nur noch eines, nämlich das in Meckenbeuren, Lehranwärter für beide Bereiche. Reutlingen kümmert sich in Zukunft ausschließlich um angehende Haupt-, Real- und Werkrealschullehrer, Laupheim und Albstadt sind für die Grundschullehrer in spe zuständig.

Degradierung? Keineswegs, findet Seminarleiter Christoph Straub. Die Trennung nach Altersstufen ist aus seiner Sicht durchaus sinnvoll – die Lebenswelten eines ABC-Schützen und eines Neuntklässlers seien schon sehr verschieden, und der Spagat, den der Pädagoge leisten müsse, der beide unterrichte, im Lauf der Jahre immer größer geworden. Gegen eine Spezialisierung sei da nichts einzuwenden.

Grundschullehrer müssen flexibel sein

Dass aber mit der Betreuung der Lehranwärter für die weiterführenden Schulen das größere Renommee verbunden sein soll, leuchtet Straub überhaupt nicht ein: "So denken wir nicht." Im Gegenteil, an der Grundschule stellten sich besonders anspruchsvolle Aufgaben. Nirgendwo seien Klientel und Ausgangssituationen so heterogen: Ob es der sechsjährige Überflieger mit Lese-, Schreib- und PC-Kompetenz sei, das Flüchtlingskind, das kaum Deutsch könne, oder der Inklusionsschüler – alle hätten sie Anspruch auf die ihnen gemäße Förderung. Auch die Eltern seien denkbar verschieden; wer zu allen den richtigen Draht finden wolle, müsse kommunikative Kompetenz und Flexibilität besitzen. Und ohne die Eltern gehe es nun einmal nicht. "Die Kooperation mit ihnen wird immer wichtiger."

Mit der Beschränkung auf die Grundschüler kann Straub also sehr gut leben – zumal schon bisher 80 Prozent der Kundschaft angehende Grundschullehrer waren und es Zeiten gab, in denen man junge Leute mit dem Berufswunsch Hauptschullehrer mit der Lupe suchen musste. Im Übrigen ist der Seminarleiter froh, dass man in Stuttgart der Versuchung widerstanden hat, zu zentralisieren. "Das wäre verheerend für die Versorgung des ländlichen Raums mit Lehrern gewesen. Albstadt ist nun mal für die wenigsten erste Wahl; wir waren noch nie Wunschseminar – aber wer einmal hier ist, der kommt auf den Geschmack." Bleibt zu hoffen, dass sich zumindest daran auch in Zukunft nichts ändert.