Reinhard Bütikofer kämpft um jede Stimme – ob er die von Oskar Löffler wohl bekommt? Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Reinhard Bütikofer, Ex-Bundesvorsitzender der Grünen, war gestern zu Gast in Albstadt

Von Martin Kistner

Albstadt-Tailfingen. Reinhard Bütikofer, früherer Bundesvorsitzender der Grünen und heutiger Europa-Abgeordneter und Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, hat gestern die Tailfinger Firma Gota, Hersteller von Wäsche im Retro-Style, und in Ebingen die Firma Alber Antriebstechnik und Bio-Fritz in der einstigen Textilfabrik Ott besucht. Zwischen dem einen und dem anderen Termin gab er noch seine Visitenkarte auf dem Tailfinger Wochenmarkt ab. Und zwar im Wortsinne – die Diskussion mit Markthändler Oskar Löffler war interessant, aber Bütikofer und sein Tross, zu dem auch Wahlkreiskandidat Erwin Feucht und Ersatzfrau Uta Schenk zählten, hatten ohnehin schon Verspätung. "Ich gebe Ihnen meine Karte – vielleicht können wir das ja mal vertiefen"..

Was gewiss seinen Reiz hätte: Bütikofer war ganz zufällig auf besonders politischen Marktbeschicker gestoßen, denn Löffler ist kein unbeschriebenes Blatt: Bei der Bundestagswahl 2009 hat er im Wahlkreis Balingen-Sigmaringen als Einzelbewerber kandidiert und 1,9 Prozent der Stimmen errungen. Im Gespräch kamen er und Bütikofer noch auf einen anderen Markthändler mit politischen Ambitionen zu sprechen, und von Helmut Palmer war der Weg dann nicht mehr weit zu Boris Palmer. Es sei misslich, monierte Löffler, dass der von seinen eigenen Parteifreunden keine Rückendeckung erhalte. Worauf Bütikofer entgegnete, dass auch der Ministerpräsident mitunter eigene Wege einschlage – aber mit mehr Augenmaß und Konzilianz als der Tübinger Oberbürgermeister. "Ich bin seit langem mit dem Boris befreundet – aber er tut dem Winfried Kretschmann keinen Gefallen." Letzlich, kamen Bütikofer und Löffler überein, sind die Temperamente verschieden – im Falle Palmer, so der Ex-Bundestagskandidat, falle der Apfel wohl nicht weit vom Stamm.

Trotz Kälte verteilte Bütikofer eine knappe habe Stunde lang unverdrossen Grünen-Leaflets. Aufs gestern besonders virulente Thema Europa angesprochen erklärte er, die EU sei besser als ihr Ruf: Ihre Mitglieder alle auf eine Linie sei weder möglich noch wünschenswert. Kompromisse ließen sich nicht umgehen, wenn man etwa die Briten im Boot behalten wolle – Bütikofer will. Und was den Widerstand der Osteuropäer gegen die Aufnahme von Flüchtlingen angehe – es gebe auch da Einigungsmöglichkeiten: "Wenn die Slowaken nur Christen wollen, dann sollen sie halt Christen bekommen." Er sieht auch in der Flüchtlingsfrage Fortschritte: "Inzwischen haben alle begriffen, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Das ist bereits etwas!"