Die Kantorei der Martinskirche um ihren Leiter Steffen Mark Schwarz (hinten Mitte) freut sich nach der letzten Marktmusik der Saison auf ihre Konzertreise nach Dresden. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ebinger Marktmusik: Kantorei der Martinskirche beschließt eine "großartige Saison"

Hervorragend vorbereitet ist die Kantorei der Martinskirche für ihre Konzertreise nach Dresden und zum Bad Schandauer Orgel- und Musiksommer, wie sie bei der letzten Marktmusik der Saison 2017 bewiesen hat.

Albstadt-Ebingen. Manchmal ist manches auffällig: auffällig mehr Zuhörer, auffällig viele junge Leute, sogar Kinder, auffällig hörbar die Fortschritte in der Stimmentwicklung. All das charakterisiert die letzte Marktmusik der Saison 2017 am Samstag in der Martinskirche, bei der sich die Kantorei der Martinskirche zur Orgelbegleitung von Jens Wollenschläger und mit der Sopransolistin Carla Thullner unter der Gesamtleitung von Martinskantor Steffen Mark Schwarz in Bestform präsentiert.

Kein Wunder: Seit Monaten bereiten sich die Sängerinnen und Sänger auf ihre Konzertreise nach Sachsen vor, wo sie in der Dresdener Kreuzkirche und beim Orgel- und Musiksommer in Bad Schandau auftreten werden – unter anderem mit jenen Stücken, die sie am Samstag präsentierten.

Mit Bruno Vlaheks "Cantate Domino" hat Schwarz einmal mehr das Werk eines jungen, zeitgenössischen Komponisten – 1986 geboren – gewählt, und Jens Wollenschläger spielt es mit Verve auf der Rensch-Orgel. Dem versierten Organisten, Professor seines Fachs in Tübingen, weltweit gefragter und – völlig zurecht – vielfach ausgezeichneter Tastenmusiker, bei der Arbeit zuzuhören, ja sogar zuzuschauen, ist ein Hochgenuss, spielt er das riesige Instrument doch mit so großer Sicherheit und Souveränität, gleichzeitig mit so viel Gefühl, als sei Orgelspielen das Einfachste auf der Welt.

Dann verstummt die Rensch-Orgel und ebenso vielstimmig setzt der Chor ein. Wunderbare Reinheit ist da in Klänge verpackt, jede einzelne Stimme zu hören, dass man der Kantorei – bei aller Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren – einen Sprung nach vorne mehr bescheinigen kann.

Kontrastprogramm: das kontemplative "Vor deinen Thron tret’ ich hiermit", ein selten gehörtes Stück Johann Sebastian Bachs. Der Choralbearbeitung an der Orgel folgt die Vokalversion nach einer Fassung von Nikolai Ott, einem früheren Schüler und mittlerweile examinierten Kollegen des Kantors, bei der Wollenschläger das Instrument so zurücknimmt, dass die herrlichen Stimmen sich voll entfalten können. Wie gut dieser Chor aufeinander abgestimmt ist, zeigt "Sei Lob und Preis mit Ehren", eine Motette Bachs, sauber artikuliert, fein akzentuiert.

"Hör mein Bitten" – dabei wird Wollenschlägers Orgelspiel zum Schatten einer Stimme, wie man sie in Albstadt nicht oft hört, obwohl sie einer gebürtigen Albstädterin gehört: Carla Thullner, deren Instrument mindestens so viele Register besitzt wie die Rensch-Orgel, hat den Chor mit hörbarem Erfolg als Stimmbildnerin unterstützt. Stimmt dann noch der Chor mit ein, hat man für ein paar Minuten das Gefühl, die Engel singen zu hören.

Wie wunderbar sind die Übergänge vom glockenklaren Sopransolo zum Einsatz der warmen Männerstimmen. Von links und rechts umfangen die hellen Sopran- und die tiefen Alt-Stimmen der Chorsängerinnen die Solistin, die sich – ungewöhnlich unprätentiös – in den Chor gestellt hat, und tragen ihren Gesang. "Welch wunderbarer Abschluss einer großartigen Marktmusik-Saison", schwärmt Pfarrer Walter Schwaiger, ehe er die Besucher mit einem poetischen Gebet – "Geh in diesen Sommer mit Gottes Segen" – verabschiedet. Ihnen bleibt nur die sprachlose Variante des Kommentars, doch sie machen stehend und anhaltend Gebrauch davon: Applaus. Und die Sachsen? Dürfen sich schon mal vorfreuen.