Eine Paraderolle für Horst Janson: "Der alte Mann und das Meer" vor einem originellen Bühnenbild. Fotos: Böhm Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Das Schauspiel "Der alte Mann und das Meer" überzeugt im Thalia mit einer soliden Inszenierung

Das Leben zu packen und zu greifen, darum und um sich zu kämpfen und niemals aufzugeben, egal in welchem Alter, das ist das Credo des Stückes "Der alte Mann und das Meer". Als Schauspiel mit Musik brachte es das Euro-Studio Landgraf jetzt auf die Bühne des Thalia-Theaters.

Albstadt-Tailfingen. Ein Meer, originell gestaltet aus transparenten Plastikflaschen, darin ein winziges Fischerboot mit Segel, eine kleine Kneipe in einem Fischerdorf auf Kuba, in der eine vierköpfige Combo Live-Musik spielt, eine spartanisch eingerichtete Hütte mit Bett, Tisch und Stuhl: Das aufwändige Bühnenbild sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre beim Gastspiel des Euro-Studios Landgraf.

Mit Horst Janson in der Hauptrolle gestaltet das Theater im Rathaus Essen das Schauspiel "Der alte Mann und das Meer" nach der gleichnamigen Novelle von Ernest Hemingway zu einem insgesamt recht einfühlsamen Abend. Regisseur Jens Hasselmann, der auch die musikalische Leitung hat, setzt dabei auf die Musik als dramaturgisches Mittel und lässt immer wieder zwischendurch Marie-Luise Gunst, die als Barfrau und Erzählerin agiert, eindrucksvoll singen, wobei allerdings mitunter der Text der Songs – untermalt durch die selbst komponierten karibischen Klänge – nur schwer zu verstehen ist.

Horst Janson mimt den alten Fischer Santiago, der nach 84 Tagen ohne Erfolg bei seiner 85. Fahrt hinaus aufs Meer einen riesigen Schwertfisch fängt, der größer ist als sein Boot, getreu der literarischen Vorlage Hemingways: "Der alte Mann war dünn und hager, mit tiefen Falten im Nacken. Alles an ihm war alt bis auf die Augen, und die hatten die gleiche Farbe wie das Meer und waren heiter und unbesiegt." Gut artikuliert, vielleicht ein bisschen gekünstelt in der Stimme, gibt Janson seiner Figur in den Dialogen und Selbstgesprächen eine glaubhafte Mimik. Das Spiel auf der Bühne entwickelt sich in den Lichtwechseln fast zu einem Solo für einen reifen Schauspieler, bei dem Janson jedoch phasenweise ein wenig zu sehr auf nur einen darstellerischen, eindimensionalen Ausdruck vertraut.

Als Santiago in seinem einsamen Kampf, den er auf dem langen Weg zurück zum Hafen verbissen gegen die Haie führt, die ihm seinen großen Fang streitig machen, immer mehr zum Verlierer wird, steigert sich die Intensität und Innerlichkeit des Spiels, gewinnt die Dramaturgie, die durch die Kleinheit des Schauplatzes etwas eingeengt ist, an Dynamik.

Die gesamte Tragik wird offenkundig

Dann werden die Szenen lebendig und die gesamte Tragik des alten Mannes, der schließlich nur noch das Skelett des Fisches nach Hause bringt, offenkundig. Das ist solide, gut und ansprechend erarbeitete Theaterkost, bei der nicht immer der letzte Funke überspringt und manchmal die Inszenierung die ganz große emotionale Tiefe vermissen lässt.

Das Stück steigert sich trotz aller dramaturgischen Grenzen hin zur Verzweiflung des alten Mannes, die Janson gut darstellt: dieser innere Kampf mit sich selbst, dass ein Mann vernichtet werden kann, aber niemals aufgeben darf. Somit gewinnt das Gastspiel im zweiten Teil etwas an Stärke und verdient sich entlang seiner ordentlich komponierten Inszenierung den dankbaren Applaus des Publikums.