Beklemmend: Die Besucher der Ausstellung in der Alten Kanzlei finden sich inmtten von Skulpturen wieder, die aussehen, als seien sie aus einer millenarischen Katastrophe hervorgegangen. Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Anja David und Johann Bozic stellen mit der Ausstellung "Fegefeuer" in der "Alten Kanzlei" eine Diagnose des Weltzustands

Die ProduzentenGalerie "Alte Kanzlei" ist um zwei Mitglieder reicher. Das Künstlerpaar "mALAjONI" alias Anja David und Johann Bozic hat sein künstlerisches Schaffen im Rahmen der Ausstellung "Fegefeuer" vorgestellt.

Albstadt-Ebingen. Anja David hat zwar an der Freien Kunstschule Stuttgart das Fach Freie Malerei studiert; gleichwohl stellte sie in der Produzentengalerie neben zwei Gemälden hauptsächlich dreidimensionale Exponate, gefertigt aus Gips und Wegwerfgegenständen, aus. Ihre Leidenschaft gilt der Wiederverwertung und der Integration von Alltagsgegenständen in ihre Kunst; das fragile Material Gips hat es ihr besonders angetan.

Ganz anders ihr Ehemann Johann Bozic, der sehr realistisch und detailgetreu zeichnet und malt und seine Bildentwürfe oft monatelang in seinem Kopf reifen lässt, ehe er zum Pinsel oder Stift greift. Der studierte Soziologe und Philosoph arbeitet im Brotberuf als selbstständiger Physiotherapeut in Neufra, doch seine große Passion ist die Malerei.

Also zwei grundverschiedene Intensionen, die sich gleichwohl wunderbar ergänzen, wie man unschwer am gemeinsamen Werk der beiden Künstler erkennen konnte. Ihr unvollendetes Hauptwerk ist die raumfüllende Installation "Fegefeuer". Unvollendet? Das Kunstwerk wächst und ändert sich von Ausstellung zu Ausstellung; es ist buchstäblich ein "work in progress".

Erstarrte Gestalten und blendend weißer Gips

Beim Betreten der Galerie fand sich der Besucher inmitten einer erstarrten Gruppe lebensgroßer, blendend weißer Gipsfiguren, zerstörter Körper, abgerissener Körperteile wieder, mit einem apokalyptischen Bühnenbild als Kulisse – Abbilder von Menschen in einer globalisierten Welt, die sich auf der Suche nach Identität und Zugehörigkeit befinden. Die Skulpturen waren so postiert, dass der stehende Besucher gar nicht anders konnte, als Teil der Installation zu werden.

"›Was ist denn überhaupt Kunst? Was soll das denn alles?‹ Das sagen viele in einer Ausstellung" – so brachte bei der Vernissage Hannes Bozic im Dialog mit Michl Brenner die Vorbehalte auf den Punkt, die viele gegenüber solcher Kunst äußerten. Tatsächlich reagierte manch ein Besucher anfangs mit Skepsis und Verunsicherung, und etliche Fragen blieben unbeantwortet. Dem gegenüber verwiesen die beiden Diskutanten auf die Notwendigkeit, das Kunst in der heutigen Zeit Stellung zum Weltgeschehen und den gesellschaftlichen Veränderungen beziehe. Eines sei sicher: dass die Installation "Fegefeuer" auf erschreckende Weise den derzeitigen Zustand der Gesellschaft widerspiegele und zur regen Diskussion auffordere.