Mehr als 20 000 Autos täglich fahren durch Lautlingen. Foto: Eyrich

Anwohner antwortet auf Einladung der Bürgerinitiative. "Sachverhalte sind bewusst falsch dargestellt worden".

Albstadt-Lautlingen - Warum er als Vertreter der Interessengemeinschaft "Für die Südumfahrung 1G1 Lautlingen" seine Teilnahme am Informationsabend der Bürgerinitiative "Für Lautlingen – Gemeinsam für die beste Lösung" (BI) am Freitag, ab 19 Uhr in der Festhalle Lautlingen absagt, begründet Thomas Schmid in einem offenen Brief an die BI.

Die Anrede als "Freunde der Amtstrasse" im Einladungsschreiben lehnt Schmid als "unangebracht" ab: "Wir sind Befürworter der vom Regierungspräsidium Tübingen (RP) im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums geplanten und vom Gemeinderat Albstadt 1996 beschlossenen Trasse 1G1", schreibt er und fährt fort: Der Vorschlag einer Alternativtrasse mit Bühltunnel sei legitim und sachlich, wenn auch ein "viel zu später Beitrag zum öffentlichen Diskurs". Die BI schrecke vor der Aufstellung "bewusst falscher Tatsachen" nicht zurück. Als Beispiele nennt Schmid die Reaktion der BI nach Ablehnung ihrer ersten "Alternativtrasse" durch das RP. In großen Anzeigen werbe sie nun für eine zweite Planungsalternative und stelle Sachverhalte falsch dar, so Schmid. Begriffe wie "Monstertrasse" dienten "allein der billigen Stimmungsmache" und seien nicht mit dem "hohen Anspruch ›gemeinsam für die beste Lösung‹ vereinbar".

In der Anzeige sei die Trasse 1G1 im Planentwurf dargestellt, weshalb sie "größer und raumgreifender wirkt als die mehr oder weniger nur als Linie dargestellte Planungsalternative". Die Behauptung, durch die Trasse 1G1 sei die Planung des Wohngebiets "Rißlinger" hinfällig, sei falsch. Laut Baubürgermeister Udo Hollauer bleibe es im Flächennutzungsplan enthalten, obwohl die Kommune "zunächst brachliegende Flächen im Innenbereich bebauen" wolle, ehe sie neue im Außenbereich erschließe. Andere Kommunen erweiterten gar Wohngebiete direkt an der Bundesstraße, so Schmid, etwa in Weilstetten.

"Solche Schlagworte erschlagen eine sachliche Diskussion"

Schlagworte wie "Monstertrasse", "Großbauwerke", "Vernichtung des Lautlinger Südens über Generationen", "Trasse 1G1 ist eine Sünde für einen Christen" und "Zerstörung eines Kleinodes durch die Amtstrasse" seien geeignet, eine sachliche Diskussion "buchstäblich zu ›erschlagen‹".

Der Kostenvergleich in den Anzeigen sei "bewusst falsch": 70 Millionen Euro für die Trasse 1G1 und 90 Millionen Euro für den Alternativvorschlag entsprächen allein der Berechnung der BI, während das RP von 50 bis 60 Millionen Euro für 1G1 ausgehe. Der Behauptung der BI, ihre Trasse könne in der gleichen Zeit oder sogar noch schneller als 1G1 verwirklicht werden, widerspreche das RP: Im Falle eines Trassenwechsels werde vielmehr wieder "lange Zeit" bis zur Realisierung vergehen, zumal auch bei der BI-Trasse mit Einwendungen und Klagen zu rechnen sei.

"Unverschämt" findet Schmid den Vorwurf, "wir müssten ja nicht an dieser Straße wohnen", zumal viele Grundstücke seit Generationen im Familienbesitz seien und im Gegenzug Mitglieder der BI in der Nähe der geplanten Trasse 1G1 gebaut oder ihre Häuser renoviert hätten.

Der Trassenvorschlag der BI verlaufe auf gerade noch 790 Metern – "ursprünglich 1300 Meter" – in einem Tunnel, der weit größere Teil der Strecke ebenfalls oberirdisch. Zudem hätten die Mitglieder der BI über 20 Jahre gewartet bis zu ihrem Widerstand: Weil sie befürchteten, "einen Bruchteil dessen an Lärm und Dreck abzubekommen, was wir in voller Dröhnung schon Jahrzehnte ertragen", so Schmid.

Das bisherige Verhalten der BI lässt laut Schmid "erhebliche Zweifel daran, dass die Informationsveranstaltung unvoreingenommen und sachlich" ablaufen werde.