Im Innersten: Die Besucher erfahren, welche Apparate wozu gut sind. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Herzwoche: Warum Sportler zu Infarkt-Patienten werden / Bei erblicher Vorgeschichte: untersuchen lassen

Der Herzmuskel will bewegt sein, damit er gesund bleibt. Dies und noch viel mehr rund um den wichtigsten Muskel des Menschen erfuhren die Besucher des Krankenhauses in der Herzwoche.

Albstadt-Ebingen (müb). "Jeder hat seine Herzgesundheit selbst in der Hand, zumal jede Medikamenteneinnahme Nebenwirkungen mit sich bringt" – so lautete der Appell von Kardiologin Elke Blessing und Chefärztin Brigitta Bienstein in der Woche der Herzgesundheit, zu der das Zollernalb-Klinikum in Albstadt eingeladen hatte. Besonders Sportler, die als gesund gelten, sollten bei erblicher Vorgeschichte schon in jungen Jahren ihr Herz untersuchen lassen, um den bekannten plötzlichen Herztod zu verhindern.

Die angebotenen Untersuchungen und Vorträge der Deutschen Herzstiftung in der "Herzwoche" zogen unzählige Interessierte an. In der langen Schlange zur Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerbestimmung standen auch zwei Ehepaare aus Balingen und Bisingen. Übereinstimmend betonten beide, dass sie im Notfall das Albstädter Klinikum vorziehen würden, da sie in Albstadt bisher die eindeutig besseren Erfahrungen gemacht hätten. Kardiologin Elke Blessing ermuntert in ihrem Vortrag über Herzgesundheit zu viel mehr Bewegung, denn sie wirke sich in dreifacher Hinsicht aus: Stress, der zu Muskelverkrampfungen führe, werde abgebaut, der Herzmuskel werde trainiert und Übergewicht werde vermieden. Wer sich dann noch mediterran ernähre, der lebe optimal. Bauchfett hingegen sei ungesund, wirke sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus und trage zu Diabetes bei. Besonders anfällig für Herzinfarkte seien Sportler und Frauen. Ausschlaggebend könne ein leichter Einriss eines Herzkranzgefäßes sein. Daher sollte bei erblicher Vorgeschichte schon in jungen Jahren der Internist aufgesucht werden, riet die Ärztin.

Alarmsignal: wenn die Beine schmerzen

Bei Frauen deute weder ein gutes EKG noch eine gute Herzkatheter-Untersuchung auf ein gutes Herz hin. Sie reagierten mit Durchblutungsstörungen und Schmerzen in den Beinen, bevor sich das Herz rege, sagte Blessing, aber auch Atemnot sei ein Warnzeichen. Diabetikerinnen hätten ein sechsfach erhöhtes Herzinfarkt-Risiko.

Was manche verblüffte: Die kalte Jahreszeit wirkt sich nach Auskunft der Fachmedizinerin nicht unerheblich auf Herz-Kreislauf-Erkrankte aus, wenn üppiges Essen und seelisch Belastungen hinzukommen – das bestätige die Todesrate beim Schneeschippen.

Sehr anschaulich nahm die Internistin die Nebenwirkungen ins Visier: beim Cholesterinsenker die Muskelschmerzen, bei Beta-Blockern Erektion- und Schlafstörungen bis hin zur Schuppenflechte. Viagra sei nicht schädlich für das Herz – ganz im Gegenteil: es werde sogar unter anderem Namen bei Herzproblemen verschrieben.

Chefärztin Brigitta Bienstein stellte per Präsentation anschaulich dar, dass ein 40-jähriger Herzinfarkt-Patient eine schlechtere Prognose habe als ein älterer Mensch, bei dem sich das Herz an die Verkalkungen "gewöhnt" habe. Im Akutfall sollten zwei bis drei Aspirin geschluckt werden. Thomas Müller führte die Besucher anschließend durch das Herzkatheterlabor und wies auf die zeitsparende Verzahnung mit den Kliniken Tübingen und Lahr hin.