Unter den Augen ihrer Ratskollegen überreicht Elke Rapthel vom ZUG 3014 Unterschriften gegen den neuen Albstädter Wasserpreis an Albstadtwerke-Chef Thomas Linnemann. Foto: Schwarzwälder-Bote

Gegner der Neuregelung des Wasserpreises übergeben Unterschriften. Kosten benachteiligen Einzelhaushalte.

Albstadt - 3014 Albstädter haben die Forderung an die Albstadtwerke unterschrieben, die am 1. Januar in Kraft getretene Neugestaltung des Wasserpreises wieder zurückzunehmen. Gestern Nachmittag wurden die Listen Geschäftsführer Thomas Linnemann überreicht.

Vor der Übergabe hatten die Gegner der Wasserpreisumstellung noch einmal ihre Argumente gegen die Vervierfachung des Grundpreises bei gleichzeitiger Senkung des Verbrauchspreises vorgebracht: Sie sei erstens sozial ungerecht, erklärte die frühere ZUG-Stadträtin Christiane Kasprik, denn sie benachteilige kleine Einzelhaushalte mit niedrigem Verbrauch – Beispiel: die alte Dame mit niedriger Rente im Einfamilienhaus – gegenüber größeren Haushalten mit größerem Budget und höherem Lebensstandard. "Hier wird der Verschwender vom Sparsamen quersubventioniert."

Zweitens, so Kasprik, torpediere die Neuregelung den Versuch, den Wasserverbrauch aus ökologischen Gründen zu minimieren: Sie belohne, den der mehr Wasser verbrauche und bestrafe den, der spare – das sei völlig kontraintuitiv; es widerspreche jedem landläufigen Verständnis von Sparsamkeit.

Drittens werfen Kasprik und ihre Mitstreiter Konrad Appenzeller, Bernhard Scheck und Dieter Miller den Albstadtwerken Intransparenz vor: Sie würden den Gegnern der Wasserpreisumstellung einerseits mangelende Sachkenntnis unterstellen, weigerten sich aber andererseits, sich in die Karten schauen zu lassen und darzulegen, wie ihre Preiskalkulation eigentlich zustande komme – misslicherweise dürften sie das wohl auch, da sie ein Unternehmen und keine Behörde seien. Juristisch sei ihnen nicht beizukommen.

Dass die Albstadtwerke das Defizit der Wasserversorgung, das mit einer Viertelmillion Euro jährlich angegeben wird, über eine drastische Grundpreiserhöhung zu minimieren versuchen, erklären sich ihre Widersacher mit kartellrechtlichen Hindernissen gegen weitere Erhöhungen des Verbrauchspreises: Die Stuttgarter und die Calwer seien bereits dazu verurteilt worden, ihre Verbrauchspreise um 30 Prozent zu senken; hier hätten die kommunalen Versorger ihre Möglichkeiten offenbar ausgereizt. Gleichwohl halten Kasprik, Appenzeller, Scheck und Miller daran fest, dass der Verbrauch maßgeblich für den Strompreis sein müsse: Die Albstädter seien durchaus bereit, mehr für ihr Wasser zu bezahlen, wenn die Versorgung defizitär sei – nur müsse es dabei gerecht zugehen. Wenn der Verbrauchspreis sich nicht weiter erhöhen lasse, dann, so Scheck, gebe es immer noch die Möglichkeit, den Grundpreis ver-brauchsabhängig zu staffeln: Wer Springbrunnen sprudeln lasse, der müsse dann eben bereits sein, auch einen höheren Grundpreis zu entrichten als der sparsame Verbraucher: "Anderswo werden solche Optionen geprüft – aber nicht in Albstadt."

Es hat etwas mehr als zwei Monate gedauert, die 3014 Unterschriften zu sammeln – die Initialzündung hatte die erste OB-Wahlversammlung am 23. Februar gegeben. Überreicht wurde der Aktenordner dem Albstadtwerke-Geschäftsführer Thomas Linnemann von ZUG-Stadträtin Elke Rapthel, und zwar in Gegenwart etlicher Unterstützer – und der Aufsichtsmitglieder, die eigens aus dem dritten Stock ins Foyer gekommen waren. Mit dabei: Oberbürgermeister Jürgen Gneve-ckow, der letztmals eine Aufsichtsratssitzung leitete.