Viel Publikum hatte am Montag die Laufener Ortschaftsratssitzung. Foto: Eyrich

Diskussion um Verlegung der Leitung geht weiter. Peter Landenberger: "Es geht um eine Entscheidung für die nächsten Generationen".

Albstadt-Laufen - Diverse Kritikpunkte haben Ortsvorsteher Peter Landenberger und die Laufener Ortschaftsräte in der Sitzung am Montag Baubürgermeister Udo Hollauer und Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow serviert – als Begründung dafür, dass sie der von der Verwaltung vorgeschlagenen unterirdischen Verlegung der 110-Kilovolt-Leitung durch den Ort nicht zustimmen mochten.

Landenberger kritisierte die plötzliche Konfrontation mit dieser Lösung – er habe erst am Freitag die Unterlage mit dem Beschlussvorschlag erhalten – und sieht das Anliegen der Laufener, die Leitung ganz aus der Nähe der Bebauung zu verbannen, nicht berücksichtigt. Dass die Erdverkabelung um den Ort herum eine halbe Million Euro mehr koste, dürfe kein K.o.-Kriterium sein, gehe es hier doch um eine Entscheidung für die nächsten Generationen. Hollauers Einwand, inklusive Zinsen in 20 Jahren Laufzeit summierten sich die Mehrkosten auf 800.000 Euro, ließ Ortschaftsrat Willi Beilharz nicht gelten – er sitze lange in kommunalen Gremien und habe nie gehört, dass Zinsen in die Kosten eingerechnet würden. Martin Frohme – einer von vielen Stadträten im Saal – wies darauf hin, dass eine Erdverkabelung um den Ort herum keine Folgekosten nach sich ziehe wie andere Maßnahmen. Landenbergers Argument, bei der innerörtlichen Verlegung könnten unerwartete Mehrkosten entstehen, wies wiederum Hollauer zurück: "Wir wissen, was im Ort im Boden liegt. Draußen wissen wir es nicht."

Der Ortsvorsteher sorgt sich auch um die Vermarktungsmöglichkeiten von Immobilien im Ort, die wegen der derzeitigen Leitung über den Dächern besonders schlecht seien. Bei einem Erdkabel in der Straßenmitte mit einer Feldstärke von einem bis zwei Mikrotesla – der strenge Schweizer Grenzwert beträgt ein Mikrotesla – bleibe das so. Hollauer erwiderte, er müsse sich an bestehende deutsche Gesetze und Grenzwerte halten, und verwies darauf, dass das Gesundheitsamt in Laufen keine erhöhten Fallzahlen von einschlägigen Krankheiten wie Leukämie beobachte, und die Belastung schon in vier bis fünf Metern Entfernung vom Kabel gar nicht mehr messbar sei.

Ein weiterer Streitpunkt: die Forderung im Beschlussvorschlag, die von der bestehenden Freileitung tangierten Grundstückseigentümer sollten "freiwillig einen substanziellen Beitrag zu den Kosten der Erdverkabelung" leisten. Die Laufener empfinden das als Affront – die Bewohner der Ebinger Innenstadt seien für die Sanierung auch nicht zur Kasse gebeten worden. Willi Beilharz sprach von "Erpressung", Ortschaftsrat Herbert Oehrle erklärte, wenn man die 500.000 Euro mehr jetzt nicht investiere, könne man "es auch ganz lassen".

Oberbürgermeister Gneveckow versuchte mit dem Hinweis zu schlichten, dass immerhin die Stadt die EnBW daran gehindert habe, eine neue Freileitung zu bauen. Nun aber gelte es Nägel mit Köpfen zu machen. "Bei einer Maximalforderung stehen wir am Ende vielleicht mit leeren Händen da." Die um 500.000 Euro teurere Lösung brauche eine Mehrheit von 17 Stimmen im Gemeinderat. Stadtrat Uli Metzger hat zudem die Sorge, andere Albstädter könnten nach einem solchen Präzedenzfall ebenfalls Forderungen stellen, die dann nicht mehr finanzierbar seien.

Von Stadtrat Olaf Baldauf kam der Vorschlag, der Ortschaftsrat möge ein Zeichen setzen und im Fall eines "Ja" der Gemeinderäte einen eigenen Beitrag leisten. Das wird er laut dem Beschluss von Montag – mit 50 000 Euro sofort und weiteren 50 000 Euro, verteilt auf die nächsten zehn Jahre. Ortschaftsrätin Birgitt Frohme brachte die Laufener Position auf den Punkt: "Das ist eine Angelegenheit für die nächsten 70, 80 Jahre. Wir haben die einmalige Chance, sie zur Zufriedenheit aller zu lösen – aber das bedeutet: außen um den Ort herum."