Stefan Kruck für Artur-Fischer-Preis nominiert / Innovation für den Maschinenbau / Schon 30 Patente

Von Johannes Fritsche

Rötenberg. Stefan Kruck ist mit seinem wasserdichten Roboter zum Einsatz in Zerspanungsmaschinen für den Artur-Fischer-Erfinderpreis 2015 der Baden-Württemberg Stiftung nominiert worden.

Beim Fernsehen kam dem Rötenberger die zündende Idee. In einer Reportage wurde gezeigt, wie in einem Kernkraftwerk mit Hilfe eines wasserdichten Roboters Brennstäbe ausgetauscht wurden. "Das könnte man doch auf Bearbeitungsmaschinen in der Fabrik übertragen", überlegte Kruck. Als technischer Leiter eines mittelständischen Unternehmens in Villingen-Schwenningen hat er Erfahrung mit den üblicherweise in der Produktion eingesetzten Maschinentypen.

"Alle bisherigen Lösungen ahmen menschliche Tätigkeiten nach", stellte er fest. Ihm schwebte ein Roboter vor, der in die Maschine integriert wird und so seine ganz anderen Möglichkeiten voll ausspielen kann. Bei CNC-Zerspahnungsmaschinen zum Beispiel sind Schutzvorrichtungen vorgeschrieben, damit beim Bearbeitungsvorgang kein Wasser oder Hilfsflüssigkeiten und Späne austreten. In der Regel werden Gehäuse mit Türen dafür eingesetzt. Die Maschine kann nur bei geschlossener Tür arbeiten. Ist die Tür offen, damit ein Mitarbeiter ein Werkstück zur Bearbeitung einspannt, steht sie still.

Krucks Innovation besteht darin, einen wasserdichten Roboter im Bearbeitungsraum der Zerspahnungsmaschinen zu platzieren. Bei mehreren vorhandenen Spannvorrichtungen für das zu bearbeitende Werkstück kann das eine schon bearbeitet und gleichzeitig ein anderes vom Roboter eingespannt werden. Die Vorteile sind höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit und eine gewaltige Reduzierung der Stillstandszeiten. Der übliche Maschinenstundensatz von 60 Euro reduziert sich dadurch nach Krucks Berechnungen auf 25 Euro.

Erfindungen kosten. Rund 15 000 bis 20 000 Euro habe ihn die Anmeldung der privaten Schutzrechte für die Idee der "hauptzeitparallelen Beladung von Einzelplatz-Zerspanungsmaschinen" in Deutschland gekostet. Für die weltweite Patenanmeldung werden noch einmal 60 000 bis 80 000 Euro fällig. Und es ist kein Patent, das irgendwo ungenutzt im Archiv schlummert. Kruck hat Kooperationspartner für den Bau eines Prototypen der Zerspanungsmaschine gefunden: einen Maschinenbauer, einen Roboterhersteller und einen Automations-Spezialisten. Voraussichtlich im September 2015 soll die neue Maschine in Betrieb gehen.

Parallel dazu hat er als nebenberufliche Tätigkeit die SK-Technologies UG (haftungsbeschränkt) in Rötenberg gegründet, an die er die Patentrechte übertragen hat. Seit der Gründung im Juli 2014 hat Kruck mehr als 30 Patentanmeldungen vorgenommen. Die Bandbreite der Ideen reicht von Normteilen über Automatisierungskonzepte für Produktionsmaschinen bis zu neuartigen Bürostühlen. Die ersten Schutzrechtsanmeldungen tätigte er schon während der Ausbildung bei Hansgrohe zum Technischen Zeichner. Auch bei den späteren beruflichen Stationen hat er nebenberuflich Innovationen entwickelt. Parallel dazu hat er sich zum staatlich geprüften Techniker und Technischen Betriebswirt weitergebildet. Zur zur Zeit macht er berufsbegleitend ein MBA-Studium an der Middlesex University London. "Ich bin meiner Mutter dankbar, die mich insbesondere in den prägenden ersten Arbeitsjahren stets unterstützt und ermutigt hat und so meinen Werdegang ermöglichte", erklärt Kruck.

Alle zwei Jahre wird der von Professor Artur Fischer und der Baden-Württemberg Stiftung eingerichtete und mit über 36 000 Euro dotierte Artur-Fischer-Erfinderpreis Baden-Württemberg verliehen.

Prämiert werden Erfindungen privater Erfinder und im Rahmen des Schülerwettbewerbs die Erfindungen von Schulklassen, Schüler AGs und einzelnen Schülern. 2015 gab es in der Kategorie "Private Erfinderinnen und Erfinder" 52 qualifizierte Einsendungen, von denen zehn für die Auswahlrunde nominiert wurden, darunter Stefan Kruck aus Rötenberg. Der erste Preise ist mit 10 000 Euro, der zweite mit 7500 Euro, der dritte mit 5000 Euro dotiert. Die Plätze vier bis zehn erhalten eine Anerkennung. Am 30. Juni 2015 wird die Auswahljury um 17 Uhr im Haus der Wirtschaft in Stuttgart die diesjährigen Preisträger bekanntgeben.