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Django Asül begeistert in Aichhalden

"Was Aichhalden für Schramberg ist – das ist Kitzbühel für München", verkündete Django Asül in seinem Programm "Letzte Patrone" am Freitagabend in der Josef-Merz-Halle. Damit punktete der deutsch-türkische Kabarettist mit voller Punktzahl.

Aichhalden. Nachdem sich Django Asül vor seinem Programm mit Bürgermeister Ekhard Sekinger in der "Aichhalder Mühle" getroffen hatte, war er bestens auf dem Laufenden. Er kannte die örtlichen Vereine und lästerte herzhaft über umliegende Gemeinden wie Fluorn Winzeln. In großem Tempo plauderte der Kabarettist kuriose und pointenreiche Geschichten, die in der vollen Halle reichlich Lachsalven produzierten. Aufpassen musste man: Der niederbayrische Dialekt des Halbtürken forderte heraus. Einen Rückblick gab er in seine schulische Laufbahn. "Der soll aufs Gymnasium", habe sein Vater dem Lehrer damals verkündet. "Sag das besser deinem Sohn", erwiderte der Lehrer. Politisch nahm Django Asül Europa ins Visier seiner sarkastischen Gags. Mindestens eine Geschichte sei wahr. Eine Frau habe jahrelang für eine Schule gekocht. Der Bürgermeister entschied, dass diese Aufgabe EU-weit ausgeschrieben werden sollte. Den Auftrag erhielten schließlich die Malteser aus einem völlig anderen Bundesland, da sie das Essen sechs Cent günstiger anboten. Doppelzüngig und mit reichlich schwarzem Humor stellte der Kabarettist die Nachhaltigkeit dieser Politik in Frage.

Und zu den Flüchtlingen? "Beckenbauer soll Flüchtlingsbeauftragter werden. Der unterschreibt alles", erklärte Asül. Aus Griechenland sollten 50 000 Flüchtlinge auf Europa verteilt werden. Innerhalb von sechs Wochen hatte man 150 der Menschen schließlich umgesiedelt. Was für ein zweifelhafter Erfolg. Bayern werde einen Zaun wie Mazedonien aufbauen, prophezeite er. Aber er kämpfe ohnehin seit 1974 darum, dass die Balkanroute dicht gemacht werde. Die Türken verstand er damals sprachlich noch nicht. Heute verstehe er sie oft auch nicht. Dabei kamen die Türken bereits 1529 zu einer "dreiwöchigen Studienreise nach Wien".

Der Bühnenkünstler sprang von einem Argument zum nächsten. Am Ende schloss sich aber dennoch der Kreis. Spöttisch, spaßig verpackte er harte Aussagen. Spitze Zunge servierte tief greifende Themen.

Das Weißwurstlokal gab es senffrei in der Türkei. Djangos Senf gab es dafür zu den Fluchtursachen, zum IS als Wurzel allen Übels, zu den deutschen Aufklärungstornados auf türkischem Boden. "Amnesie International" beklage die Zustände in Europa. Zu viel Rassismus gebe es gegen Fremde. Dann besser gleich keine Menschenrechte? Vermutliche brauche man Vollkasko für Vollpfosten.

Sein Berufswunsch sei Gitarrenreicher bei Mark Knopfler gewesen. Intuitiv habe der Musiker dem damals noch pubertierenden Django Asül das Lied "Money for Nothing" geschrieben. Heute sagte er der IG-Metall schlechte Zeiten voraus. Dem selbstfahrenden Elektroauto gehöre die Zukunft.

Locker stand der Star mit T-Shirt, Jackett, Jeans und Turnschuhen auf der Bühne. Die Haare rappelkurz oder bereits ausgefallen. Aus dem frechen Mundwerk witzelte es scharfzüngig und mit Volldampf – bis zur letzten Patrone. Das Publikum spendete riesigen Applaus und am Ende gab der Star Autogramme.

Die Vereinsgemeinschaft bewirtete den Abend mit Crêpes, Snacks und Getränken. Eine Aichhalderin hatte den Künstler ertappt und sagte ihm noch ihre Meinung: "Herr Asül, also wir waren schon mal in Kitzbühel. Dort ist es schon anders als Aichhalden".