Fuhr 1230 Kilometer in 57 Stunden: Klaus Pfaff. "Hätte mir das vor zehn Jahren jemand erzählt, hätte ich ihn für verrückt erklärt". Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Radsport extrem: Klaus Pfaff aus Aichhalden schafft den Marathon Paris-Brest-Paris

Von Daniel Maier

Aichhalden. Mit dem Fahrrad von Frankreichs Hauptstadt zur Atlantikküste und wieder zurück – der 52-jährige Klaus Pfaff aus Aichhalden hat sich der Herausforderung gestellt und beim legendären Radmarathon Paris-Brest-Paris teilgenommen.

1230 Kilometer und 10 000 Höhenmeter, zurückzulegen in maximal 90 Stunden; eine Zahlenkombination, die schier unglaublich klingt, aber Voraussetzung für ein erfolgreiches Beenden des traditionsreichsten Radmarathons der Welt ist. Wie Olympia, findet das Ereignis nur alle vier Jahre statt und weist einige Parallelen auf: Mehrheitlich gilt für die Sportler aus rund 70 verschiedenen Nationen das olympische Motto: Dabei sein ist alles. Und nur wenige setzen sich das Ziel, als erste über die Ziellinie zu rollen, so Pfaff. Er war zum zweiten Mal am Start. Um teilnehmen zu dürfen, musste er im Vorfeld so genannte Brevets absolvieren, eine Qualifikationsserie über 200, 300, 400 und 600 Kilometer. Am Sonntagnachmittag schließlich machte sich der erfahrene Langstreckenradfahrer, der schon zwei Mal das "Race Across Germany" absolviert hat, mit 6000 Mitstreitern auf den Weg. Angefeuert von den vielen radbegeisterten Zuschauern, ging es in die Nacht. Erste kleinere Müdigkeitserscheinungen machten sich bemerkbar. Mit dem ersten Tageslicht waren diese jedoch wieder verschwunden, und Pfaff kämpfte sich weiter über die zahlreichen, knackigen Anstiege.

Nur 24 Stunden nach dem Start im Velodrome am Rande von Paris erreichte er Brest an der Atlantikküste. 620 Kilometer hatte er zu diesem Zeitpunkt in den Beinen, und der Rückweg und die zweite Nacht standen an. "Das war dann richtig hart", beschreibt Pfaff. "Die Müdigkeit und das Risiko, aufgrund eines Sekundenschlafs zu stürzen, waren einfach zu groß." Er gönnte sich eine 70-minütige Schlafpause. Das absolute Minimum, wie er später feststellte, denn erneut kam eine bleierne Müdigkeit auf, die er mit lauten Selbstgesprächen zu unterdrücken versuchte.

Sein Zustand besserte sich, als es wieder hell wurde, jedoch zwickte nun sein Knie, und das Sitzen auf dem Sattel wurde zunehmend schmerzhafter. Längst bestimmte der Kopf über das weitere Vorankommen, und mit unbändiger Willenskraft und positivem Denken kämpfte sich Pfaff weiter. Dann fuhr er in die dritte Nacht hinein und schließlich um 1.33 Uhr am Mittwochmorgen mit einer Gesamtzeit von 57:17 Stunden über die Ziellinie. "Hätte mir vor zehn Jahren jemand erzählt, dass ich 1230 Kilometer in 57 Stunden durch Frankreich fahre, hätte ich ihn für verrückt erklärt", so der müde, aber zufriedene Langstreckenfahrer im Ziel.