Karin und Fritz Hetzel wollen in Rötenberg den "Engel" in derzeitiger Form noch möglichst lange betreiben. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Gasthaus "Engel": In Rötenberg ist die Tradition der Landgasthäuser noch lebendig / Stammtisch hat Heimat

Das Gasthaus Engel in Rötenberg gibt es als Heimat von Stammtisch und Vereinstreffen schon mehrere Generationen: 1974 haben Karin und Fritz Hetzel die Gaststätte von seinen Eltern übernommen und umgebaut.

Aichhalden-Rötenberg. Auch eine Brennerei gehört dazu, in der Obstschnäpse, Korn und Topinambur destilliert werden. Das Obst dafür kommt aus der Region und aus Tirol.

Stolz präsentiert Fritz Hetzel eine Batterie der edlen Sorten neben der Theke. Vor drei Jahre allerdings wurden aus der Speisekarte eine Vesperkarte und die Öffnungszeiten reduziert. "Das lange Stehen hinter dem Tresen geht irgendwann auf die Knie", erklärt Karin Hetzel.

Nach den vielen Jahren als Wirtsleute bringt die beiden nichts mehr so schnell aus der Ruhe. Auch als der Schwarzwälder Bote in einer Geschichte über die Landgaststätten und ihr Probleme schrieb, der Engel wäre nicht mehr auf. Die Zeitung berichtigte in einer Meldung, die treuen Stammtischgäste hatten umgehend protestiert. Immer vormittags treffen diese sich am Stammtisch und tauschen sich über aktuelle Themen aus der Gemeinde oder der großen Politik aus.

Hund Rocky begrüßt jeden schwanzwedelnd. Als gut erzogener Hunde bettelt er nicht am Tisch, aber er passt auf seine "Herde" auf. Abends kommen oft aus dem Ort die Mitglieder von Gesang- oder Akkordeonverein oder vom Roten Kreuz nach den Musikproben oder Sitzungen noch vorbei. Zimmer vermieten die beiden nur noch an Stammgäste. Eine Frau aus Speyer zum Beispiel, die gerade in der Gaststube anwesend ist, kommt sogar mehrmals im Jahr nach Rötenberg und in den Engel: "Das nächste Jahr zum 30. Mal", verkündet sie lachend. "Im Lauf der Jahre sind die Ansprüche der Gäste immer mehr gestiegen", stellt Karin Hetzel fest.

Zum Beispiel ans Ambiente, bei gutem Wetter soll es auch Außengastronomie sein, was früher überhaupt kein Thema war. Auch das Eßverhalten habe sich geändert: "Internationale Küche, aufgepeppt wie beim Fernsehkoch". Essen nicht mehr in erster Linie als schmackhafte Nahrungsaufnahme, sondern als Freizeiterlebnis. Dazu kämen noch die überbordenden bürokratischen Vorschriften zur betrieblichen Dokumentationspflicht und zu den Arbeitszeiten.

Für ein Gasthaus wie den Engel bräuchte man im Vollbetrieb mindestens zwei Mitarbeiter für die Küche und zwei für die Gaststube. Schwer zu finden heutzutage, vor allem für die Sonntage. Nur noch wenige seien heute dazu bereit.

Karin und Fritz Hetzel aber machen auf jeden Fall noch weiter, solange die Gesundheit mitspielt. "Es ist noch lange kein Ende in Sicht", versichern die beiden. Und bewahren den "Engel" nicht nur für Stammtisch, Vereine und Rötenberger Bürger, sondern auch für Touristen und Wanderer als "analoge" bodenständige Gastronomie und Kontaktmöglichkeit im Ort. Im Zeitalter der "digitalen Kommunikationsplattformen" keine Selbstverständlichkeit.