Seit 30 Jahren ist Josef Rack Schulleiter. Foto: Frische Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Lehren ist die Berufung von Josef Rack / Konstruktive Zusammenarbeit mit Betrieben nützt den Schülern

Aichhalden. Schon 44 Jahre Dienstzeit als Lehrer hat Josef Rack hinter sich, 30 davon als Schulleiter. Studiert hat Josef Rack von 1972 bis 1975 an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Für ihn galt noch, dass der Beginn des Studiums maßgeblich für das Dienstalter war. Seine Hauptfächer waren Sport und Mathematik, ergänzend auch katholische Theologie. Mit 22 stand Rack schon als Junglehrer in der Klasse. Über die Stationen der Grundschulen in Beffendorf, Lindenhof (Oberndorf) und Marschalkenzimmern (Dornhan, ab 1986) kam er 2001 an die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule (GWRS) Aichhalden. Von 1989 bis 1993 hat er außerdem berufsbegleitend ein Studium zum Diplompädagogen an der PH Freiburg absolviert. Herausragend in seiner Zeit ist unter anderem die Nominierung für den Deutschen Schulpreis und die Kooperation mit dem Gewerbeverein Aichhalden-Rötenberg sowie mit der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und der Handwerkskammer Konstanz.

Herr Rack, wie sind Sie zum Lehrerberuf gekommen?

Sportreporter wäre auch ein Beruf für mich gewesen, ich schwankte da sehr. Ich habe sogar früher Sportberichte für den Schwabo geschrieben. Besonders prägend war dann aber die Arbeit in der Grundschule Lindenhof. Der dortige Rektor Alois Hardtmann wurde mein Mentor und großes Vorbild. Er war in erster Linie Pädagoge, in zweiter Linie Schulleiter. So würde ich es auch gerne machen, aber die Verwaltungsarbeit nimmt mittlerweile ein Vielfaches mehr an Zeit in Anspruch.

Was gefällt Ihnen am meisten bei Ihrer Arbeit?

Ich bin immer noch überzeugt, dass ich meinen Traumberuf habe und unterrichte immer noch gern in der Eingangsstufe der Grundschule und in den oberen Klassen der Werkrealschule. Der Übergang vom Kindergarten in die erste Klasse ist wichtig für den Start in die Schule. In dem dreiviertel Jahr passiert unglaublich viel. Man mag jedes Kind, jedes hat seine positiven Seiten, die muss man nur sehen. Genauso reizvoll finde ich es, in den oberen Klassen der Werkrealschule zu unterrichten. Der Wechsel von den Erstklässlern zu den Neunt- oder Zehntklässlern ist immer eine große Herausforderung.

Wie kamen Sie zur GWRS Aichhalden?

Während meiner Schulleiterzeit in der Grundschule in Marschalkenzimmern war ich wie in einem pädagogischen Paradies. Aber ich wollte die nächsten 20 Jahre auch mal ältere Kinder unterrichten. Die Sekundarstufe hat mich gereizt und ich unterrichte gerne darin.

Wie kommt es, dass auch Geschichte und Gemeinschaftskunde heute zu ihren Lieblingsfächern gehören?

Weil Politik wichtig für mich ist. Ich bin aktives FDP-Mitglied (stellvertretender Kreisvorsitzender) und habe zwölf Jahre Pressearbeit für FDP-Mandatsträger gemacht. Mit denen war ich auch oft bei Betriebsbesichtigungen dabei und später als Schulleiter für die Ausbildungsleiter ein Gesicht. Dadurch hatten wir viel bessere Chancen, interessante Praktikumsplätze für unsere Schüler zu bekommen. Die Qualität unserer Schule war bekannt.

Haben sich Kinder und Eltern im Lauf der Zeit verändert?

Die Kinder heute sind selbstbewusster, manchmal bis zur Selbstüberschätzung. Disziplinarisch reicht es oft nicht mehr, die Klasse als ganzes anzusprechen, sondern man muss einzelne Schüler gezielt zur Ruhe oder Aufmerksamkeit anhalten. Allerdings schafft in Aichhalden die Sozialisation durch Eltern und Vereine gute Voraussetzungen für Disziplin und Kooperationsbereitschaft.

Wie haben sich Ihre Aufgaben im Lauf der Zeit entwickelt?

Heute sind der Verwaltungsaufwand wesentlich umfangreicher und die Geschwindigkeit der Kommunikation mit der Schulaufsicht viel größer. Ein weiterer Unterschied bezieht sich auf das hierarchische Denken. Früher stand die Kontrollaufgabe des Schulamtes im Vordergrund, der Dienstweg war streng einzuhalten. Heute berät das Schulamt mehr, zum Beispiel bei Versetzungen. Als Schulleiter muss man heute mehr Manager sein, mit Bürgermeistern und Betrieben verhandeln. Wir können mittlerweile einen Teil unserer Lehrkräfte selber suchen und auswählen. Diese Aufgabe, die eigentlich die Schulaufsicht wahrnehmen müsste, erfordert einen hohen Zeitaufwand, ohne dass wir dafür Entlastung bekommen. Ich habe darüber hinaus gelernt, wie wichtig ein harmonisches Schulleben ist. Die Einbeziehung der Eltern fördert das.

Wie geht es mit der GWRS weiter?

Wir haben die nötige Zahl von Schülern erreicht. Der Gemeinderat steht zur Schule. Wir haben Schüler aus Aichhalden, Rötenberg, Fluorn-Winzeln, Waldmössingen und Schramberg. Unsere Anmeldezahlen stimmen, deshalb sind wir zuversichtlich für die Zukunft. Auch der Elternbeirat, der Gewerbeverein und die Industriebetriebe stehen hinter der Schule. Wir haben eine fantastische Schule hier, die bei der diesjährigen Evaluation den Exzellenzstatus bekommen hat. Ich bin stolz auf mein Kollegium, wir sind, wie es Professor Veith aus Göttingen formuliert hat, ein regelrechtes "pädagogisches Zentrum im ländlichen Raum".  Die Fragen stellte Johannes Fritsche.