Von Aichhalden in die Hauptstadt: Die "Slowrider" haben mit ihren Zweitaktern rund 1000 Kilometer zurückgelegt

Von Nina Lipp

Aichhalden. Die "Slowrider aus Aichhalden haben ernst gemacht: zehn Männer, zehn Mofas, eine Mission: rund 1000 Kilometer sind die Mofafans nach Berlin getuckert – frei nach dem Motto: der Weg ist das Ziel.

Die Polizisten staunten vermutlich nicht schlecht, als sie am Pfingstsonntag auf einer Schnellstraße mehrere desorientiert wirkende Mofafahrer entdeckten – und hielten die jungen Männer an. Diese versicherten jedoch, nicht nur vollkommen nüchtern zu sein, sondern lediglich auf die Schnellstraße geraten zu sein, weil sie den Anschluss zu ihrer zehnköpfigen Gruppe verloren hatten und deshalb falsch abgebogen waren.

Völlig verwirrte Polizisten testenauf Alkoholkonsum

Diese Information weckte das Interesse der Beamten, die wissen wollten, wohin die Reise denn gehe. "Als wir denen erklärt hatten, woher wir kommen und wohin wir wollen, haben die gedacht, wir veräppeln die", lacht "Slowrider" Franz Arnold. Die Mofafahrer wurden prompt auf ihren Promillewert getestet – das Ergebnis verwunderte die Beamten noch mehr, denn sie merkten: Die meinen es echt ernst, diese "Slowrider" aus Aichhalden. "Dann waren die Polizisten sehr nett und erließen uns nicht nur die Geldstrafe, sondern eskortierten uns bis zur nächsten Ausfahrt", ergänzt "Slowrider" Manuel Depfenhart lachend.

Dass man mittlerweile für den Schnäppchenpreis von rund 40 Euro von Stuttgart nach Berlin fliegen kann, interessiert die Slowrider wenig – für sie steht das Fahrerlebnis im Vordergrund.

Auch wenn die Motoren ruhten, hörte das gemeinsame Vergnügen nicht auf: Hatten die zehn jungen Männer ihre Tagesetappen absolviert, ging’s ab in die Kneipe, bevor sie sich in ihren Hotelzimmern von den Strapazen des Tages erholten. "Vom Navigationsgerät haben wir uns die Fahrradstrecken anzeigen lassen", erklärt "Slowrider" Pascal Hölz. So absolvierten die Mofafans jeden Tag 150 Kilometer – und bis auf mittelschwere Sonnenbrände und schmerzende Hinterteile habe es "alles in allem keine Probleme gegen".

Einen Fahrer habe es bei nasser Straße vom Mofa geholt, aber außer einem kleinen Kratzer habe sich dieser jedoch keine Verletzung zugezogen. Weil die Slowrider versierte Schrauber sind, wurde jeden Morgen als Erstes das Werkzeug aus dem die Truppe begleitenden Transporter geladen. Durch beharrliches Kettenschmieren, Radlager nachjustieren und an der Zündung herumschrauben hätten alle Mofas ihre Fahrer sicher bis zur Hauptstadt gebracht – das einzige Fahrzeug, das seinen Dienst versagte, sei eben jener Transporter gewesen, der am ersten Tag wegen eines Marderschadens schlapp machte. Aber auch dieser konnte schnell behoben werden, sodass der Transporter am Sonntagabend mit den Mofas beladen zurück nach Aichhalden fahren konnte, denn für ihre Heimreise stiegen die "Slowrider" dann doch auf das Flugzeug um – selbstverständlich nur, weil alle am Montagmorgen wieder arbeiten mussten. u Während des Dorffestes in Aichalden vom 11. bis 13. Juli veranstalten die "Slowrider" beim Vereinsstand der Ortsbauern ein Mofatreffen.