Kleine Einführung in die örtlichen Besonderheiten wie die Rötenberger Grundstücksgepflogenheiten: Bürgermeister Sekinger (links) begrüßte Pfarrer Götschke und dessen Frau Brigitte. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Rötenberg heißt den neuen Pfarrer willkommen / Klare wie witzige Ansagen von den Rednern

Von Lothar Herzog

Aichhalden-Rötenberg. Ob in der Kirche, auf der Kanzel oder im Gemeindehaus: Bei der Investitur des neuen Pfarrers in Rötenberg wurde Tacheles geredet.

Mit Ausnahme eines zehnmonatigen Intermezzos von Pfarrerin Silvia Löw musste die evangelische Kirchengemeinde Rötenberg eine Vakanz von vier Jahren durchstehen, ehe in das Pfarrhaus wieder Leben einkehrte. Die Erleichterung darüber prägte die offizielle Amtseinführung von Pfarrer Johannes Götschke am Sonntag.

Wie Dekan Ulrich Volland vom Kirchenbezirk Sulz im Gottesdienst einräumte, erlaube eine so lange Zeit ohne eigenen Seelsorger Zweifel, ob die Landeskirche einen vergessen habe. Er könne deshalb gut verstehen, dass den Kirchengemeinderäten jetzt ein Stein vom Herzen gefallen sei. Den "Plumps" habe er bis nach Sulz gehört. Vorsitzender Hans-Martin Meng habe den Mitgliedern immer wieder Mut gemacht. Er danke allen, die sich in diesen vier Jahren engagiert hätten und "sich nicht unterkriegen ließen". Auch er spüre Erleichterung, so Volland.

In seiner Predigt verglich Götschke Investitur mit Investition. Da stelle sich immer die Frage, ob sie sich lohne und bezahlt mache. Bei wiederkehrenden Worten wie "macht euch keine Sorgen", die ein Trainer zu seiner Mannschaft, eine Mutter zu ihren Kindern oder die Lehrerein zu ihren Schülern sage, gehe es um nichts anderes als Vertrauen. Auch Jesus habe in seiner Bergpredigt um Vertrauen geworben. "Wollen wir das gemeinsam tun? Ja? Dann kann ich Amen sagen", sagte Götschke und löste damit ein Raunen aus.

Bürgermeister Ekhard Sekinger betonte, mit der Einsetzung ins kirchliche Amt beginne für Götschke ein neuer Abschnitt, der mit Erwartungen verbunden sei. Die Investitur bedeute aber auch die Einweisung in das Eigentumsrecht an Grundbesitz. Davon könne er ein Lied singen, sagte er unter Gelächter im Haus. Grenzsteine, Wege- und Nachbarschaftsrechte hätten in Rötenberg "eine ganz besondere Bedeutung". Die sichtbare Markierung der Grenzen sei für einige beinahe zur Lebensaufgabe geworden, die in der Aufstellung einer Schranke die Krönung erhalte. Mit dem Hinweis von der Kanzel herab, dass beim Tod keiner was mitnehmen könne, könne er zum Wohle der Gläubigen Gutes tun.

Nach Auskunft von Schulleiterin Ulrike Wiedmann werde nach vielen Jahren der Religionsunterricht in der Grundschule Rötenberg wieder von einem Pfarrer gehalten. Dies sei ein erster Schritt zur engeren Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schule. Sie sei immer offen für Neues, bot Wiedmann an.

Pfarrer Christian Albrecht von der katholischen Seelsorgeeinheit Aichhalden versicherte, er habe sehr gern am Gottesdienst teilgenommen und sich von der Predigt etwas abgeschaut. Er habe schon zwei Pfarrer in Rötenberg gehen sehen. Das heiße aber nicht, dass man in Rötenberg nicht gut leben könne. Aichhalder und Rötenberger seien nicht so einfach zu nehmen. Aber gerade das mache der raue Charme aus. "Wenn sie sich mit mir anlegen, dann wird es heftig – aber heftig schön. Ich freue mich auf nette Begegnungen", hob Albrecht hervor. Weitere Grußworte gab es von einem kirchlichen Vertreter der Rötenberger Partnergemeinde Alperstedt aus Thürigen und vom Distrikt Schramberg mit Pfarrer Markus Steinhilber und Michael Jonas, die eine Zusammenarbeit beim Reformationsjubiläum im Jahre 2017 anstreben.

Johannes Götschke gestand, es habe ihm die Sprache verschlagen. Er und seine Frau Brigitte hätten viele Zeichen des Willkommens erfahren und seien wie Könige begrüßt worden. Er habe gespürt, wie viele Hoffnungen und Erwartungen in ihn gesetzt würden. Dies müsse offen ausgesprochen werden. Ein Pfarrer sei auch nur ein Mensch und kein Held, der alles könne. Mit dem Wortlaut aus seiner Predigt "macht euch keine Sorgen" wolle er beruhigen, so Götschke.

u Johannes Götschke ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder. Aufgewachsen in Bad Liebenzell, studierte er Theologie in Tübingen, Basel und Erlangen. Erste Vikarstelle war in Dornstetten, Pfarrer zur Anstellung war er in Rutesheim. Von 1992 bis 2002 war er Pfarrer in Schwarzenberg-Bieselsberg, danach Pfarrer in Glatten. Dort habe er schweren Herzens Abschied genommen. Er komme mit vielen Ideen und Tatendrang nach Rötenberg, will Teamplayer sein, kein Einzelkämpfer.