Der Platz ist vorhanden, die Planung gibt es auch schon. Direkt im Anschluss an die Josef-Merz-Halle könnte eine große Sporthalle mit Zuschauertribüne entstehen. Durchgang von der bisherigen Halle wäre bei den beiden Fensterelementen im Huntergrund. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Finanzkrise von 2008/9 bremst Vorhaben / Auch ein Angebot einer stationären Pflege fehlt aus Sekingers Sicht noch

Nicht immer war es für Ekhard Sekinger einfach seine Ziele durchzusetzen.

Aichhalden. Es gab immer wieder auch Widerstände und nicht zuletzt ließen auch die Finanzen, vor allem in und nach der Bankenkrise, alles zu.

Es gab zu Beginn Ihrer Amtszeit Gemeinderatsentscheidungen "alle gegen den Bürgermeister". War das für Sie eher frustrierend oder sagten Sie "jetzt erst recht"?

Vor allem das erste Jahr war ja geprägt von den „Nachwehen“ des Wahlkampfs. Hatten sich doch einige Gemeinderatsmitglieder eindeutig für einen anderen Kandidaten eingesetzt.

Dies änderte sich nach der Kommunalwahl 1994 mit den starken Veränderungen innerhalb des Gremiums.

Zu Beginn der Amtszeit hatte ich in der Tat mit herben Niederlagen zu kämpfen, so beispielsweise bei der Umbenennung der Aichhalder Nachrichten in Bürgerblatt ohne Satzungsänderung.

Es ist kein Geheimnis, dass es doch einige mit Genugtuung gesehen hätten, wenn ich gescheitert wäre. Das spornte mich zusätzlich unwahrscheinlich an. Ich hatte genau das richtige Alter und vor allem gute Nerven, um damit fertig zu werden.

Auch später noch, aber wesentlich gelassener, kam es zu Abstimmungen, bei denen ich allein auf weiter Flur war. So zum Beispiel, als es darum ging, die beiden Abteilungen der freiwilligen Feuerwehr zusammenzulegen.

Niederlagen gehören zum Amt. Wenn man aber von einer Sache überzeugt ist, kann man es ja wieder auf die Tagesordnung setzen, was ich nicht nur einmal gemacht habe. So gibt es zwischenzeitlich keine Feuerwehrabteilungen mehr, sondern Löschzüge. Und irgendwann einmal, da bin ich mir sicher, auch ein gemeinsames Magazin.

Welche Ziele haben Sie nicht erreicht?

Bedauerlicher Weise war es mir nicht mehr möglich, Angebote für ältere Menschen, die nicht mehr zu Hause versorgt werden können und die einer stationären Pflege bedürfen, zu schaffen. Hier besteht noch dringender Handlungsbedarf. Wer lange am Ort gelebt hat, dem fällt es verständlicherweise sehr schwer, im Alter in umliegende Pflegeeinrichtungen zu ziehen. Die Kontakte bei einer örtlichen Unterbringung wären sicherlich besser aufrecht zu erhalten.

Die aktuell größte Herausforderung ist die Schulstruktur in Aichhalden. Hier stehen Investitionen an. Das Konzept der Zukunft muss aber stehen, bevor in die Planungen eingestiegen wird. Aus meiner Sicht sollten auch Kinderhaus, Schulkindbetreuung und Grundschule besser vernetzt werden.

Dagegen ist das endgültige Scheitern des Turmbaus an der Breitreute und die nicht erfolgte Renaturierung des Weihermoos-Sees untergeordnet. Dennoch ärgert es mich, dass beide Vorhaben gerade zu Beginn der Finanzkrise auf der Zielgeraden waren und dann scheiterten.

Der Aussichtsturm in Verbindung mit der Errichtung des Digitalfunks für die Polizei war finanzmäßig auf solidem Fundament. Für die Aufstauung des Weiherdamms waren die Anforderungen der Wasserwirtschaft nach den Oderdammbrüchen enorm gestiegen. Dabei passt diese pauschalierte Erhöhung speziell für dieses Vorhaben nicht. Eine Befestigung des Dammes auf der wasserabgewandten Seite für den Überströmungsfall war aus meiner Sicht völlig überzogen.

Was ich noch gerne gebaut hätte, wäre ein neuer, zentraler Bauhof zwischen beiden Ortsteilen gewesen. Dieses Erfordernis wird auch vom Gemeinderat so gesehen und steht beim Hochbau in Zukunft an erster Stelle. In der mittelfristigen Finanzplanung sind für 2018/19 1,5 Millionen Euro dafür vorgesehen. Die bestehenden Gebäude in beiden Ortsteilen sollen in Gemeindeeigentum bleiben und über Vereinsgemeinschaft und Vereinsring den Vereinen zur Unterbringung ihrer Gegenstände zur Verfügung gestellt werden. Eine sinnvolle Weiterverwendung ist also beabsichtigt.

Schön wäre auch die Umsetzung eines Neubaus einer reinen Sporthalle an der Josef-Merz-Halle gewesen. Hierzu liegen die Pläne und die Baugenehmigung bereits vor. Aber mein Nachfolger muss ja auch noch etwas zu tun haben.

Wie stark beeinflussten fehlende Finanzen diese Entscheidungen?

Die Finanzen sind das Allerwichtigste. Vor allem sind die Haushalte im Lot zu halten. Die Steuerkraft der Gemeinde Aichhalden ist in Ordnung. Mehr könnte es immer sein. Schaue ich talabwärts zu meinem Kollegen nach Schiltach, dann werde ich schon etwas neidisch. Aber sorgenfreier machen hohe Mehreinnahmen nur bedingt. Aichhalden kann gut leben – wenn es so bleibt.  

Welche ihrer Ziele, glauben Sie, sind auch nicht mehr erreichbar?

Da sehe ich nur den Turm auf der Breitreute. Dort steht jetzt ein Betonmast für den Richt- und Digitalfunk. An dieser Stelle kann das Vorhaben mit einem Rundumblick von 360 Grad nicht mehr verwirklicht werden. Auch fehlt ein wesentlicher Finanzierungsbeitrag, den das Land damals bei einer Doppelnutzung mitgetragen hätte. Die in Aussicht gestellten LEADER-Mittel flossen ja nach Hausach, und dort wurde dann der Urenkopfturm gebaut.

Die Hauptschule gibt es noch …. Dies ist ein schwieriges Thema. Eigentlich eine Werkrealschule, aber derzeit ohne zehnte Klasse. Dies wird auch in Zukunft so bleiben.

Wir haben unsere beiden Schulen als Schulträger mit enormen Beträgen unterstützt und tun dies bis zum heutigen Tage. Auch in finanziell schwierigen Zeiten haben wir Schulen und Kindergärten von Kürzungen ausgenommen.

Herr Rack als Schulleiter und ich haben aber in den letzten Jahren zunehmend unterschiedliche Ansichten. Vor allem, nachdem auch die Kooperation mit der Schule in Fluorn-Winzeln kläglich gescheitert war. Mir persönlich geht es nur um die bestmöglichen Chancen der Schülerinnen und Schüler.  

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger, was sollte, könnte, müsste er erreichen?

Zuerst hoffe ich auf gute Bewerbungen und einen fairen Wahlkampf.

Nach der Wahl wünsche ich meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin, dass das Amt aus Überzeugung und Leidenschaft angestrebt wurde. Im hiesigen Gemeinderat ist gute Sacharbeit möglich. Die Räte freuen sich zudem bestimmt auch über neue Ideen.

Die Rathausmannschaft ist gut aufgestellt und motiviert. Sie handelt, wo immer es möglich ist, für unsere Bürgerinnen und Bürger. Davon profitiert jeder Bürgermeister.

Meine einzige Empfehlung ist, dass der oder die neue Amtsinhaber/in nicht sofort alles im Alleingang ändern sollte, sondern mit den Amtsleitern und dem technischen Leiter vertrauensvoll zusammenarbeiten und deren Erfahrungen und Ortskenntnisse nutzen.

Die aktuellen Vorhaben sind weitestgehend abgeschlossen und abgerechnet. So kann sich mein Nachfolger in Ruhe nach der Wahl einarbeiten und die Prioritäten, die der Gemeinderat im Herbst vergangenen Jahres explizit für die Zeit nach mir aufgelistet hat, sichten und dann im Haushaltsplan 2018 bereits die Weichen entsprechend neu stellen. Wichtig sind allerdings auch neue Ideen.

Was man als Bürgermeister unbedingt braucht, das ist eine stabile Gesundheit und gute Nerven, ein positives Umfeld, Rückhalt in der Familie, Zeit zum Zuhören und offene Augen.  

Ein Fasnetsnarr sind Sie nie geworden. Da brachte auch der jüngst überreichte Elfermantel nichts mehr?

Ja, das stimmt. Insofern können sich unsere Narrenzünfte nun entspannt zurücklehnen. Für sie kann es in Zukunft nur besser werden.