Die gesetzlichen Vorgaben führten auch im Bereich Koppengässle zu Schwierigkeiten. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Gewerbeentwicklung wird von Gesetzen mitunter erschwert / Montagehalle oder Feldlerche

Von Lothar Herzog

Aichhalden. Unvorstellbares Szenario: Weil die Gemeinde Flächen für Gewerbetreibende braucht, wird Bürgermeister Ekhard Sekinger von Landwirten mit der Heugabel sprichwörtlich vom Acker gejagt. Doch so weit hergeholt ist diese Fiktion wahrlich nicht. Wie der Rathauschef unlängst bei der Hauptversammlung des Gewerbevereins Aichhalden-Rötenberg zur baulichen Gesamtsituation verriet, habe die Gemeinde bei der Erweiterung für das Gewerbegebiet "Käppelesacker I und III" beim ökologischen Ausgleich einige Kröten schlucken müssen.

"Wenn man rund vier Hektar für eine Erweiterung braucht, fällt gleich viel Fläche für den Ausgleich an. Die Landwirte jagen mich davon, weil sie eh schon zu wenig Ackerfläche für ihre Betriebe haben", haderte Sekinger mit dem Gesetzgeber. Im Bereich "Koppengässle – Farrenstall" hätten sich Grundstücksverhandlungen mit einem Eigentümer aus Berlin über einen Zeitraum von zehn Jahren hingezogen. Die Kommune brauche aber dringend ebene Flächen für die Erschließung von Gewerbegebieten. Wenn sie dies nicht vorhalten könne, machten andere das Geschäft.

Die Bachmuschel bringe hohe Anforderungen für die Erschließung, "die nicht lustig sind".

Beim derzeit zu erschließenden Wohnbaugebiet "Alter V" seien es Feldlerche und Fledermaus gewesen, die für eine Verzögerung von etwa einem Jahr sorgten. Der Neubau einer zweiten Fertigungslinie zur Herstellung von Hartmetallgranulat der in der Firmengruppe Simon selbständig agierenden Firma Betek werde in Kürze beginnen. Dieser habe sich aufgrund des Geschäftsführerwechsels verzögert, erklärte Sekinger.

Das Gewerbegebiet "Herdweg/Strut" in Rötenberg sei kein Ladenhüter – wie an der Fasnet närrisch behauptet. Man müsse eben ein bisschen Geduld aufbringen. Vernunft setze sich leider nicht immer durch, manchmal gebe der Klügere nach, wie das Beispiel Unterbringung der Kindergartenkinder während der Sanierung des ehemaligen Rathauses in Rötenberg zeige. Im Bereich Wohnungsbau verfüge die Kommune über zu wenige Mietwohnungen. Das liege aber auch daran, dass manche Eigentümer nicht vermieten wollten.

Im Bereich betreutes Wohnen befinde sich die Gemeinde in der bescheidenen Situation, dass der Kreis nichts tue. Für ältere Einwohner mit Behinderungen bestünden somit kaum Chancen, weiter im Ort wohnen zu können.

Zu allem Übel komme noch eine Gesetzesänderung des Heimrechts mit einer Reduzierung der Gruppengröße von bislang zwölf auf acht Personen hinzu. Bei Preisen von 2500 Euro bis 3000 Euro sei dies nicht mehr bezahlbar. Es fehle eine Zwischenstation, in der man zwar gebrechlich, aber geistig noch fit sein könne, betonte der Bürgermeister.