Konzert: "Stocky" und Julian Dawson verlängern den Sommer

Aichhalden (ks). Zwei Liedermacher: Heiko "Stocky" Stöckelmaier steckt in roten Turnschuhen. Julian Dawson mit kurzen Hosen. Denselben Frisör könnten sie haben. Gemeinsam haben sie außerdem, dass sie ihr Publikum voll und ganz verzaubern.

In der Festplatzanlage gaben die beiden Sänger und Gitarristen am Freitagabend ein perfektes Konzert. Heiko Stöckelmaier ist Hobbymusiker und stammt aus Aichhalden. Als Liedermacher hat sich der USA-Fan längst einen Namen in der Region gemacht. In Villingen-Schwenningen lernte er den sympathischen Julian Dawson aus Somerset in England kennen. Dawson ist 62 Jahre jung und feiert im kommenden Jahr sein 40. Bühnenjubiläum. Den Auftakt gestaltete Stocky mit durchweg selbst geschriebenen Titeln und in den typisch roten Turnschuhen. Die gingen nicht nur ins Ohr und ins Blut. Auch die Texte hatten einen ergiebigen Inhalt, dem man genussvoll folgte. Diese moderierte Stocky mit kurzweiligen amüsanten Ansagen. Das Gitarrenspiel und die herrlich warme Stimme waren Balsam für das Publikum, das im gemischten Alter vertreten war. So entstand schnell eine gemütliche Atmosphäre. Sogar "If I were my Country Man" sang der Musiker – auch mit der vierten wenig jugendfreien Strophe. Für die Bewirtung sorgte der Schwarzwaldverein mit Snacks und Getränken.

Hauptstar des Abends war der Engländer Julian Dawson. Über viele Etappen über hatte der Musiker in Deutschland gelebt. Zusammengerechnet käme er etwa auf zwei Jahre. Seine Einführungen erfolgten in einem überraschend guten Deutsch – mit sympathischem Akzent von der Insel. Nur an ein deutsches Wort habe er sich nach seiner Schulzeit erinnert – Buchhandlung.

"Bis gestern war es noch Sommer. Mit meinen Liedern gehe ich noch in die Verlängerung", sagte Dawson schmunzelnd – und mit kurzen Hosen. Mit Gitarrensound und gekonnten Läufen über die Saiten zog er die Zuschauer sofort in seinen Bann. Immer wollte der Songwriter ein Lied schreiben, das ein berühmter Star singen sollte. Elvis Presley etwa. So schrieb er den "Kind of Mind". Allerdings acht Jahre nach Presleys Tod und wieder wurde es nichts mit dem berühmt werden. Damit hatte Dawson ganz schön untertrieben, denn der Sänger spielte bereits 23 eigene CDs ein.

Das Publikum zeigte sich gar nicht faul und sang oder klatschte gerne mit. "Yeah, jetzt fehlt nur noch Schlamm. Dann haben wir perfektes Woodstock-Feeling", erklärte Dawson lachend. Doch es ging in Balladen, wie etwa im Song "Roll with the Animals", um den Weg zurück zur Natur. Witzig wurde es wieder mit einem Lied um tätowierte Namen, deren Träger man mittlerweile vergaß. Der "Rusty Old Car" durfte als Metapher für das Älterwerden herhalten. Über Haarausfall wollte Dawson lieber nichts singen.

Fremd ging der Brite mit einem Song von Aretha Franklin. Gelegentlich zog er seine Mundharmonika aus seiner kurzen Hose. Oder er verzichtete bei einigen Liedern gänzlich auf sein Instrument. Ohne Setlist spielte er und ließ sich dabei von seinem eigenen Repertoire selbst überraschen. Einen dicken Kloß im Hals bekam man über das Lied, das Dawson über seine Tochter schrieb, die für ein Jahr lang ins Ausland ging. "I’m Gnny Miss you, When you Gone" ging unter die Haut. Zum Brexit, da sucht der Sänger noch jemanden, der ihn adoptiert und er sang traurig "We can’t be Together". Ein Höhepunkt war noch ein gemeinsames Stück mit Stocky. Mit mehreren Zugaben verabschiedete sich Dawson von seinen neuen Fans.