Werkrealschule Aichhalden: Politisch schlagen die Wellen derzeit hoch. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Werkrealschule widerspricht dem Bürgermeister / Ekhard Sekinger steht zu seiner Aussage

Von Volker Rath

Aichhalden/Fluorn-Winzeln. Die klaren Worte von Ekhard Sekinger zur Werkrealschule Aichhalden lösen Ärger und Widerspruch beim Rektor und dem Kollegium aus. Der Bürgermeister steht jedoch zu seiner Aussage.

Mit einer Stellungnahme reagieren Rektor Josef Rack und die Lehrerschaft der Grund- und Werkrealschule auf Sekingers Einschätzung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats (wir berichteten). Der Bürgermeister hatte darin Zweifel an der Zusammenarbeit mit Fluorn-Winzeln geäußert und erklärt, er müsse sich die Frage stellen, welche Akzeptanz der Werkrealabschluss bei Eltern und Betrieben überhaupt habe.

Die Aussagen hätten "bei Schülern, Eltern und Lehrkräften Befremden und Sorge hervorgerufen", so die Schule in ihrer Stellungnahme. Einige Lehrkräfte seien "geschockt" gewesen. Bei Eltern mache sich Verunsicherung breit. Derzeit läuft die Anmeldefrist für die angehenden Fünftklässler. Jetzt herrscht Sorge, dass sich ein Teil der Eltern für andere Schulen entscheiden könnte, auch weil nun unterschwellig im Raum stehe, "dass der Bestand der Schule stark gefährdet sei".

Die Schule bietet dem Bürgermeister die Stirn: "Weder die Formulierungen zur Kooperation mit Fluorn-Winzeln noch die Frage, wie Erziehungsberechtigte und Betriebe einen Werkrealschulabschluss bewerten, dienen dazu, die Zukunft der Werkrealschule Aichhalden positiv zu sehen. Das können wir so nicht stehen lassen."

Derzeit besuchen laut Rektor Rack 24 Kinder und Jugendliche aus Fluorn-Winzeln die Werkrealschule Aichhalden, vier aus Sulgen und zwei aus Schramberg. Die Schule "freue sich darauf", auch im "neuen Schuljahr Schüler aus allen Nachbarorten aufzunehmen".

Die Eltern aus Fluorn-Winzeln unterstützen die Arbeit auf vielfältige Weise, etwa im Elternbeirat, als Klassenpflegschaftsvorsitzende, als Elternpaten sowie beim Mittagessen. Sie seien "verlässliche Partner" geworden. Dieselben positiven Erfahrungen gebe es auch mit Rötenberger und Sulgener Eltern.

Die Schule verweist im Übrigen auf ihre Erfolge, habe mit Unterstützung der Eltern beim Deutschen Schulpreis "besonders überzeugt". Die Bildungspartnerschaften mit Firmen und IHK seien "vorbildlich". Die Schüler hätten "gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen", und seien "bestens vorbereitet auf eine weitere schulische Laufbahn". Die Schule sei zuversichtlich, die Mindestzahl von 16 Kindern in Klassenstufe fünf im nächsten Schuljahr wieder zu erreichen. Aktuell ist das nicht der Fall. Das Kollegium sei "hochmotiviert und sehr engagiert", es werde sich geschlossen "für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Schule" eingesetzt, ebenso mit ganzer Kraft für die Schülerschaft.

Das hatte Bürgermeister Sekinger nie in Zweifel gezogen. Die Gemeinde ist Trägerin der Schule. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte er gestern, inhaltlich korrekt zitiert worden zu sein. Die Zusammenarbeit mit Fluorn-Winzeln sei seiner Einschätzung nach "von vorne herein einseitig" gewesen. Den Schülerbus nach Fluorn-Winzeln, sonst Aufgabe des Landkreises, werde beispielsweise "zu 100 Prozent von Aichhalden" getragen.

Die Kosten betragen rund 70 000 Euro pro Jahr. Anstatt das Heil in der Kooperation zu suchen, wäre es aus heutiger Sicht vielleicht besser gewesen, eine Gemeinschaftsschule anzustreben. "Diese Chance wurde vertan", so Sekinger. Das Modell Werkrealschule habe mittlerweile "keine politische Unterstützung" mehr, von keiner Partei.

Aichhalden müsse sich der Schuldiskussion stellen, "allein das Wohl der Kinder vor Augen, frei von Prestigedenken und Ideologie", so der Bürgermeister. Im März komme das Thema auf die Agenda des Gemeinderats. Bis dahin sei klar, wie viele Kinder fürs nächste Jahr angemeldet werden. Zur Sitzung sei auch das Schulamt eingeladen. Sekinger erhofft sich ein Schulentwicklungskonzept für die Raumschaft, das auch Alpirsbach und Schramberg einschließen soll. Auch in den Nachbarstädten zeichnen sich Veränderungen ab.

Indessen sorgt die Diskussion auch in Fluorn-Winzeln "für Verwunderung und Irritation", so Ingrid Siegl, Leiterin der Heimbachschule. Die Gemeinde Aichhalden ermögliche den Schülern aus Fluorn-Winzeln einen kostenlosen Bustransfer und ein kostenloses Mittagessen. "Ohne diese 24 Schüler wären die 16 Schüler pro Klasse kaum erreicht worden. Von daher verwundert diese Aussage sehr", so Siegl.