Grund- und Werkrealschule Aichhalden –­ in naher Zukunft nur noch Grundschule? Fotos: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulentwicklung: Bürgermeister Sekinger trägt Schramberger Pläne mit / Aus für die WRS Aichhalden?

Aichhalden. Die Stadt Schramberg legt einen Schulentwicklungsplan vor, und die Werkrealschule Aichhalden spielt darin keine Rolle mehr. Was passiert da gerade? Im Interview äußert sich Bürgermeister Ekhard Sekinger zum Verfahren und legt seine Standpunkte in einer heiklen Frage dar.

Herr Sekinger, haben Sie schon einen bösen Anruf von der Schulleitung oder der Elternschaft bekommen?

Nee. Bislang noch nicht. Ich denke, im Moment sind alle gespannt in Aichhalden, auch der Gemeinderat, welche Entscheidung der Gemeinderat Schramberg zum Schulentwicklungsplan fällt. Nach meiner Information soll das im Oktober erfolgen. Davon hängt alles weitere ab.

Wie lange wird’s die Werkrealschule Aichhalden noch geben?

Offen gestanden, weiß ich das auch noch nicht. Ich kann das im Moment nicht mal abschätzen. In der aktuellen Klassenstufe fünf wurde noch einmal die Zahl von 16 Schülern erreicht. Es sind einige Kinder von auswärts dabei. Sicher ist, dass die Kinder alleine aus der Gemeinde Aichhalden auf lange Sicht nicht mehr ausreichen werden, um die Mindestzahl zu schaffen. Auch die Zahl der Kinder aus Fluorn-Winzeln, die zu uns kommen, ist stark zurückgegangen.

Der Entwurf eines Schulentwicklungsplans für Schramberg liegt auf dem Tisch. Welche Tragweite hat er? Ist das ein loses Positionspapier oder durchaus mehr?

Er ist sicher mehr als ein loses Papier, auf jeden Fall eine Diskussionsgrundlage. Es ist zunächst Schramberger Sache. Wir in Aichhalden haben keinen Einfluss drauf.

Die Stadt Schramberg wird sicher nicht die Aichhalder Schule zur Disposition stellen, ohne mit der Gemeinde gesprochen zu haben. Wie finden Sie den Plan?

Das Konzept ist in meinen Augen sehr gut. Ich halte es für richtig, dass Schramberg mit Ausnahme von Gymnasium und Grundschule alle Schulen in Sulgen konzentriert. Dort ist die komplette Infrastruktur vorhanden: Stadion, Sporthalle, Schwimmbad, eine optimale Busanbindung. Sämtliche weiterführenden Berufsschulen sind in direkter Nachbarschaft. Außerdem ist der Standort aus allen vier Himmelsrichtungen gut erreichbar. Auch für uns ist das gut. Aichhalden ist nur sechs Kilometer entfernt, es gibt eine Busverbindung und einen Radweg. Im Augenblick haben wir eine Werkrealschule. Aber man weiß ja nie, wie das weitergeht in der Schulpolitik. Nächstes Jahr sind Landtagswahlen. Mit diesem Konzept kann Schramberg dem aber gelassen entgegen sehen.

Gäbe es für Aichhalden keine Alternativen?

Alpirsbach ist auch nicht weit entfernt. Für den einen oder anderen dürfte sicher auch Dunningen eine Alternative sein. Nach Freudenstadt ist es ein brutal langer Weg, das weiß ich aus der Erfahrung meiner Tochter. Nach Oberndorf gibt es keine Busverbindung. Also bleiben nur Schramberg oder Rottweil. Einerlei, Aichhalden ist auf jeden Fall gut versorgt.

Wie sieht der weitere Fahrplan aus?

Es gab bereits im Sommer ein Vorgespräch in Schramberg mit Vertretern des Schulamts Donaueschingen. Darin erfolgte eine erste Bestandsaufnahme. Wenn der Schramberger Rat dem Schulentwicklungskonzept zustimmt, soll im November ein weiterer Termin mit dem Regierungspräsidium anberaumt werden, um die Schulentwicklung in der Raumschaft zu besprechen.

Aichhalden ganz ohne weiterführende Schule – wäre das nicht eine Schwächung der Gemeinde?

Ich sehe das nicht so.

Wie sollte es in Ihren Augen mit den Aichhalder Schulen weitergehen?

Im Augenblick haben wir drei Schulgebäude in der Gemeinde, die teils sanierungsbedürftig sind. Der Hauptschulbau stammt aus den 1960er-Jahren. Aber wir können erst richtig investieren, wenn wir wissen, wohin die Reise geht. Bislang sind verlässliche Grundschule, Nachmittagsbetreuung und Hausaufgabenbetreuung im Kinderhaus angesiedelt. Man könnte die Schule räumlich ausbauen und dort alles konzentrieren. Andere Gebäude könnte die Gemeinde den Vereinen zur Verfügung stellen. Aber für die Sanierung der Werkrealschule würden wir keine Zuschüsse bekommen, wir haben ja schon einmal in anderer Sache eine Absage erhalten. Wir würden mit Zuschussanträgen in Freiburg abblitzen, und das zu recht. Die Schülerzahlen geben das nicht her.

Schule ist ein emotionales Thema. Sie gehen in anderthalb Jahren in Pension. Warum gehen Sie das Risiko ein, dass Ihnen noch einmal ein Sturm im Dorf ins Gesicht bläst? Das heiße Thema könnten Sie doch Ihrem Nachfolger vererben.

Ich könnte das Thema laufen lassen. Aber Schulpolitik ist kein Thema für einen Bürgermeister-Wahlkampf. Wer verspricht, die Schule zu erhalten, wird immer daran gemessen. Wer als Kandidat erklärt, die Werkrealschule zu schließen, kann möglicherweise schon von vorne herein einpacken. Am Ende meiner letzten Amtsperiode kann ich Sachpolitik betreiben. Deshalb setze ich das Thema auf die Tagesordnung.

Wie ist die Stimmung am Ratstisch in dieser Frage?

Wie der Gemeinderat entscheidet, kann ich nicht abschätzen. Sicher ist nur eins: Auch der Bürgermeister hat in der Abstimmung nur eine Stimme.

Gesetzt den Fall, Schramberg verabschiedet das Schulentwicklungskonzept: Wie wollen Sie im Ort kommunizieren, welch viele Aspekte in einer solchen Entscheidung mitspielen?

Mir schwebt vor, dann zu einer Art Podiumsveranstaltung einzuladen. Daran sollen auch Vertreter von Schule, Elternschaft sowie Fachleute aus den Behörden teilnehmen. Das würde ich 2016 machen. Das wäre bis dato mal meine Marschrichtung. u Die Fragen stellte Volker Rath