Daumen hoch: Jonas Fuß vor der Kathedrale in Santiago. Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwei junge Männer radeln von Rötenberg aus über den Jakobspilgerweg

Aichhalden-Rötenberg. Pilgern mit dem Drahtesel: Jonaß Fuß aus Rötenberg und sein Freund Felix Walter aus Reutin haben’s geschafft. Die beiden jungen Männer radelten auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella. Fünf Wochen lang waren sie unterwegs. Hier ihr Reisebericht:

Am 18. August machten wir uns aus auf den Weg an das westliche Ende Europas. Ziel war die weltbekannte Pilgerstadt Santiago de Compostella in der Region Galicien. Für die Tour waren wir voll ausgestattet: etwa 25 Kilo Gepäck an den seitlichen Satteltaschen, Isomatte und Schlafsack sowie ein Zelt für zwei Personen.

Die Tour verlief anfangs am Kinzigtal entlang bis nach Freiburg. Dort wurde bei einer Freundin übernachtet – wie sich noch zeigen sollte, zum letzten Mal für sehr lange Zeit in einem Bett. Weiter ging die Reise über Colmar, durch die konditionell anspruchsvollen Vogesenberge und etliche kleine Provinzdörfern Richtung spanischer Grenze. Unterwegs wurde so gut wie nur wild gecampt. Einmal übernachteten wir bei einer französischen Bauernfamilie, die uns sehr herzlich aufnahm und sehr interessiert war an unserer Reise.

Ungefähr in der Mitte Frankreichs kamen wir an die für Pilger sehr wichtige Stadt Le Puy en Valey. Dort steht auf einem Hügel mitten in der Stadt eine riesige Statue, etwas kleiner, aber vergleichbar mit der Christusstatue in Rio de Janeiro. Dort lernten wir einen Studenten kennen, der uns in seiner Wohnung schlafen ließ und abends die Stadt zeigte. Weiter ging es, zum Teil auf extrem hügeligen Weg, an das Tor zur spanischen Grenze in die Stadt St. Jean Pied de Port. Mittags war es zum Teil so heiß, dass es unmöglich war, Fahrrad zu fahren. Daher fuhren wir sehr viel morgens und abends. Nun stand der Pass über die Pyrenäen an. Dieser war einer der anstrengendsten Tage, da dieser über 18 Kilometer lang steil bergauf ging. Der Ausblick oben am sogenannten Ibaneta-Pass belohnte uns aber für die Strapazen. Anschließend ging es weiter in die berühmte Stierkampfstadt Pamplona. Dort übernachteten wir in einem Hostel und genossen das Nachtleben Pamplonas.

Danach änderte sich die Landschaft: verlassene, karge Ebenen und kilometerweite Blicke bis zum Horizont. Es wurde zum größten Teil auf ruhigen Landstraßen gefahren, die wie die Route 66 kilometerweit geradeaus führen. Unser nächster großer Halt war die Stadt Burgos, wo wir einen Campingplatz aufsuchten. Dies war für uns mittlerweile schon ein richtiger Luxus, da man nach tagelangem Wildcampen eine Dusche sowie fließendes Wasser schon sehr vermisste.

Die Kathedralen dieser Städte sind sehr beeindruckend und locken tausende Pilger an. Weiter ging es durch viele kleine Dörfer in die große Stadt Leon. Nun standen die letzten 350 Kilometer vor uns. Diese führten wiederum durch viele mittelalterlich geprägt Städte, an einem Berg vorbei, der "eisernes Kreuz" heißt und an dem viele Pilger Lobgesänge anstimmen, bis schließlich das Ziel unserer Reise, Santiago de Compostella, erreicht war. Die letzten zehn Kilometer vor der Stadt sah man schon regelrechte Pilgerschaaren, die Richtung Stadt strömten und Lieder sangen. In der Stadt sahen wir uns die bekannte, mächtige Kathedrale an. Tausende Pilger aus allen Ländern der Erde saßen auf dem riesigen Platz vor der Kathedrale und starrten diese erschöpft, aber überglücklich an. Nach ein paar Tagen Stadtbesichtigung fuhren wir mit dem Zug zurück.

Diese Reise war ein einmaliges Erlebnis, auf der man an die physischen Grenzen kam, aber auch Dutzende Leute aus allen Teilen der Welt kennenlernte. Außerdem wurden die Selbstverständlichkeiten, die man Zuhause hat, viel mehr wertgeschätzt, da es ein Luxusgut war, zu duschen oder eine warme Mahlzeit einzunehmen. Insgesamt war Radtour 2650 Kilometer lang. Pannen hatten wir so gut wie keine, lediglich der Gepäckträger und der Fahrradständer brachen einmal ab, da die Last einfach zu groß wurde.