Freuen sich über den Tag der "Gläsernen Produktion" am Sonntag, 17. September, bei der Edelobstbrennerei und dem Biohof Wössner im Rötenberger Reint (von links): Hans Klaiber vom Landwirtschaftsamt Rottweil, Margarete und Gerhard Wössner sowie der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands Rottweil, Mathias Linsenmann vor dem Wössner’schen Brennkessel. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Gerhard Wössner gibt beim Hoffest am 17. September nicht nur Einblick in seine Brennerei

Es ist nicht das erste Mal, dass Gerhard Wössner auf dem Reinthof in Rötenberg zum Tag der gläsernen Produktion einlädt. Von daher wissen alle Beteiligten: Es werden Hunderte Besucher kommen und von daher ist im Vorfeld einiges zu tun.

Aichhalden-Rötenberg. Auch wenn der Hof von Gerhard Wössner und seiner Familie mit der weithin bekannten Schnapsbrennerei nicht der "klassische" Bauernhof an für sich ist, deckt er doch einen Bereich der Landwirtschaft ab, der früher typisch war für viele Regionen. Vor allem durch das frühere Branntweinmonopol, bei dem der Staat überschüssigen Alkohol, der teilweise auch nicht mehr ganz so guten Früchten gewonnen wurde, dem typischen Fallobst, hatte dafür gesorgt, dass sich viele Brennereien am Leben erhielten. Jetzt allerdings ist ein Umdenken angesagt, vor allem hin zur Direktvermarktung wie Hans Klaiber vom Landwirtschaftsamt Rottweil als Mitausrichter des Tags der Gläsernen Produktion weiß.

Dies hat Gerhard Wössner schon vor 27 Jahren erkannt und damit begonnen, Qualitätserzeugnisse in der Direktvermarktung anzubieten – mit großem Erfolg. Und so freue er sich, sagte Klaiber, wenn Gerhard Wössner und seine Familie auf dem Rötenberger Reint jetzt als zweiter Betrieb in diesem Jahr – nach der Familie Stern-Fautz – seinen Betrieb vorstelle. "Wir unterstützen die Familien intensiv, um solche Tage der gläsernen Produktion durchführen zu können, das sei nicht in allen Landkreisen so, von daher sei er auch froh, das der Bauernverband mit im Boot sei.

Allgemein, so Bauernverband-Geschäftsführer Mathias Linsenmann, sei die Landwirtschaft schwieriger geworden, als in Vergangenheit. Wenn man sich die Erzeugerpreise anschaue, dann sehe man, dass es "kein einfaches Geschäft" sei. Landwirte seien nicht nur dem Wetter, sondern auch den Marktpreisen unterworfen, deswegen sei es erforderlich Nischen zu suchen und auszunutzen.

27 Hektar bewirtschaftete Fläche hat der Rötenberger Reint-Hof berichtete Gerhard Wössner, davon zehn Hektar Wald und jedes Jahr rund sieben bis acht Hektar Getreide. Der Rest sei Grünland, zudem gebe es Streuobstbäume, vor allem Äpfel, Birnen und Zwetschgen. Aufgrund der Höhenlage hätten die Äpfel mehr Aroma und weniger Zucker, das sei der Vorteil gegenüber dem Rheintal, in dem dafür deutlich mehr Früchte wachsen würden.

Wer in der Direktvermarktung tätig sei, der wisse, dass die jeweilige Qualität vom Kunden direkt beurteilt werde, so Wössner, aber klar sei, dass aufgrund der äußeren Bedingungen nicht jedes Jahr der Geschmack gleich gehalten werden könne. In der Brennerei bringe er im Normalfall die Ernte zweier Jahre zusammen, dabei achte er auf eine "saubere vollreife Frucht", stimme die Qualität nicht, dann sei "der schimmelige, schmuddelige Geschmack im Brand mit drin".

Auf dem gesamten Hof versuche er viel auf natürliche Weise zu machen, deswegen sei er schon 25 Jahre bei Bioland. Schon sein Vater habe auf Kunstdünger verzichtet, er zudem auch auf Spritzmittel.

"Landwirtschaft für mich immer etwas Hobby, geht nicht um Profit und Gewinn" sagt Wössner, hinsichtlich der nicht allzu üppigen Größe des Hofs. Ihm mache es Spaß, er sei bereits als kleiner Junge "in der Brennerei aufgewachsen". Eine so genannte "landwirtschaftliche Abfindungsbrennerei", wie er eine betreibe, sei aber nur machbar, wenn er, – und das hängt von der Rötenberger landwirtschaftlichen Fläche ab – mindestens 1,4 Hektar betreibe – und so komme eben der Hof noch hinzu.

Wer lange Zeit nur an den Staat verkauft habe – der neben der Förderung der Streuobstwiesen dabei auch gut verdient habe, nämlich jährlich für 40 Millionen Euro Alkohol gekauft und diesen für 80 Millionen Euro weiterverkauft – habe es jetzt etwas schwieriger, deswegen würden in den fruchtreichen Gebieten wie der Ortenau und dem Bodensee viele ihre Brennereien aufgeben, weil es sich nicht mehr lohne. Der den Preis den der Großhändler zahle, reiche nicht aus. Der Anteil des von den Kleinbrennereien in Deutschland erzeugten Alkohols liege gerade einmal bei fünf Prozent, aber Qualität sei eben auch gefragt und so stehen Wössner-Schnaps- und Likörwagen und Stände bei Festen mittlerweile zwischen Ulm und dem Wiesental, Karlsruhe und Waldshut.

Zudem verkauft Wössner direkt ab Brennerei und auch im Sulgener Edeka-Markt gibt es seine Produkte zu erwerben. Anstelle der zehn Sorten, mit denen sein Vater, der 1962 die Brennerei gekauft hatte, bietet Wössner heute rund 110 unterschiedliche Geschmacksrichtungen an. Da der Anspruch der Kunden auch kontinuierlich steige und von daher eine Rückmeldung wichtig ist, beteiligt sich Wössner seit Jahren erfolgreich bei zahlreichen Prämierungen, sei es auf regionaler oder internationaler Ebene.

10 Uhr: Gottesdienst auf der Hofstelle im Reint 1, 78733 Aichhalden Rötenberg.

11 Uhr: Begrüßung und Eröffnung des Bauernmarkts durch Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Bürgermeister Michael Lehrer, Christian Eichert (Bioland) und Gastgeber Gerhard Wössner.

Ab 11.30 Uhr: Mittagessen mit Unterhaltung durch Hüttenorgler Roland Epting

13 bis 16.30 Uhr: Schaubrennen

Ab 13 Uhr: Kaffee und Kuchen

 Der Hofladen ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet