Ortsentwicklung: Drittes altes Haus in Rötenberg fällt / Fläche soll wieder bebaut werden
Von Lothar Herzog
Erst das Lehrer-Haus, dann Haus Wiedmann und jetzt die Kirchgasse 16: Für die Neugestaltung der Ortsmitte in Rötenberg muss ein drittes Gebäude mit großer Vergangenheit verschwinden.
Aichhalden-Rötenberg. Seit Mittwoch ist die Rötenberger Firma Müller Bau daran, das ehemalige Wohnhaus der Familie Kersten abzureißen. Aufgrund der Bausubstanz wäre es nach Auskunft von Bauhofleiter Wolfgang Haberstroh nicht sanierungsfähig gewesen. Die so frei werdende Fläche benötigt die Gemeinde dringend als Materiallager für die Gestaltung des großräumigen Kirchplatzes.
Das Baujahr des Hauses Kirchgasse 16 lässt sich nicht genau feststellen. In den Bauakten der Gemeinde ist eine Baugenehmigung von Eigentümer Andreas Meng aus dem Jahre 1899 vorhanden. In der Folgezeit wurde das Gebäude mehrmals um- und ausgebaut und wechselte den Besitzer. Im Jahre 1966 erhielt Landwirt Ernst Staiger die Genehmigung für den Neubau eines Schweinestalls mit Güllegrube an das bestehende Wohnhaus. Es dauerte allerdings nicht lange, und es gingen massive Beschwerden von Nachbarn, Kirchgängern und Trauergästen bei Beerdigungen wegen Geruchsbelästigung bei der damals noch selbstständigen Gemeinde Rötenberg ein.
1968 bat Bürgermeister Karl Schmid das Landratsamt Rottweil um eine Stellungnahme, ob auf dem Verwaltungsweg die Einstellung des Schweinemästerei-Betriebs erreicht werden kann. Ob dies von Erfolg war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Nach Aussage von Ernst Staigers Witwe Ingrid Staiger wurde die Landwirtschaft Anfang der 70er-Jahre nach einer Umschulung ihres im vergangenen Jahr verstorbenen Mannes zum Kaufmann aufgegeben und das Anwesen an Hermann Stolz verkauft. 1987 erwarb dann Helmut Kersten das Haus.
Im Rahmen der Ortskernsanierung gelang es der Gemeinde Aichhalden, das Haus durch einen Grundstücks- und Gebäudetausch mit dem ehemaligen Haus Seeger in der benachbarten Brandsteigstraße 8 zu kaufen. Erst dadurch wurde der Weg für den Neubau der Ortsverwaltung geebnet, die bald vor der Inbetriebnahme steht. Die Familie Kersten ist vor kurzem in das auf Gemeindekosten umgebaute und energetisch sanierte Haus Seeger umgezogen.
Anders als beim Abriss des Haus Lehrer nahe der evangelischen Kirche, wo kein neues Wohngebäude entstehen wird, wird die frei werdende Fläche des Haus Kersten im künftigen Bebauungsplan "Ortsmitte Rötenberg" neue Möglichkeiten eröffnen. Zu Letzterem wird am kommenden Dienstag, 3. Mai, der Gemeinderat in seiner Sitzung einen Aufstellungsbeschluss fassen. Beim Abbruch des Hauses Wiedmann Kirchgasse 18 im April 2013 waren historische Buntsandsteine zum Vorschein gekommen. Diese wurden nach Angaben von Haberstroh sorgfältig aufbewahrt und sollen bei der Neugestaltung der Kirchgasse für Mauerwerksabgrenzungen im Bereich des Milchhäusles wieder verwendet werden.
