"Wer nicht hören will, muss fühlen": Beate Weingardt beim Vortrag in Aichhalden. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauenfrühstück: Psychologin referiert über Belastung und Lösungen

Von Antonie Anton

Aichhalden. Leben am Limit: Über Belastungen im Alltag sprach Beate Weingardt aus Tübingen als Referentin beim ökumenischen Frauenfrühstück im Gemeindehaus St. Martin in Aichhalden.

Erneut kamen rund 80 Teilnehmerinnen an den reichhaltig gedeckten Tisch. Die Psychologin und Theologin sprach über "Belastbarkeit – die Kraft zur Lebensbewältigung". Belastung sei vielfältig, wie die Aufgaben des täglichen Lebens mit Haushaltsführung und Organisation – Rollen, die jede Frau als Tochter, Ehefrau, Mutter, Oma, Nachbarin oder Kollegin zu spielen habe. Neben den kontinuierlichen Belastungen trügen viele Menschen negative Erinnerungen, unverarbeiteten Verletzungen und traumatische Erlebnissen wie einen unsichtbaren Rucksack voll Altlasten mit sich herum. Das koste sehr viel Kraft. Schon geplante punktuelle Belastungen wie Familienfeste kosteten Kraft, viel mehr aber Ereignisse wie Unfälle, Krankheiten, Tod eines Angehörigen oder Arbeitslosigkeit, die Menschen aus dem seelischen Gleichgewicht brächten.

Dieser Vielfachbelastung seien viele Menschen nicht gewachsen, so dass es zum körperlichen oder seelischen Zusammenbruch komme. Überlastungskrankheiten seien heute im Zunehmen, gerade bei Frauen, die es im Karrierestreben den Männern gleichtun wollten. Selbst bei jungen Frauen, die "im Hamsterrad der Belastungen" durch Familie, Beruf und Pflege der Eltern stünden, könne es schnell zu Depressionen kommen.

Bei Überlastung mobilisiere der Körper seine Reserven wie beim Menschen der Steinzeit. Die Muskulatur werde angespannt, vom Kiefer über Nacken und Rücken bis zu den Beinen. Stresshormone mit schädlichen Nebenwirkungen wie Schlafstörung würden ausgeschüttet. Das geschwächte Immunsystem sei ein Einfallstor für viele Krankheiten. Wenn die Stressreaktion zu lange dauert, komme es zum Zusammenbruch.

Die Chance des Auftankens sei früher größer gewesen, wo Kühe, Pferde und die Sonne den natürlichen Rhythmus vorgaben. Der sei heute außer Kraft gesetzt. Auch Eltern seien heute stärker belastet. Sie hätten hohe schulische Erwartungen an ihre Kinder und nähmen dem Nachwuchs zu viel ab. Sich für eine gute Sache zu engagieren, ein schönes Hobby zu pflegen und Verbundenheit mit Menschen aufzubauen, baue Belastungen ab. Auch der Glauben biete Chancen. Durch Stille, Gebet und Gottvertrauen könne man Kraft tanken. Der Sonntag sei da, um Wurzelpflege zu machen und die Beziehung zu Gott, dem Nächsten und sich selber in Ordnung zu bringen. Jeder Mensch habe die Pflicht, selbst auf sein Seelenwohl zu achten. Der Körper melde wie ein guter Partner, wenn etwas aus dem Lot ist. "Wer nicht hören will, muss fühlen", sei eine treffende Weisheit.