Friedrich Stapf hat ein neues Domizil für die Klinik gefunden Foto: dpa

Friedrich Stapf, Chef der Stuttgarter Abtreibungsklinik, hat nun doch noch neue Räume in Stuttgart gefunden und will spätestens Mitte Februar dort einziehen. Jetzt bittet er die Stadt um die Verlängerung seines Mietvertrags über den 31. Dezember hinaus.

Stuttgart - „Überraschend ganz kurzfristig“ hat Friedrich Stapf, der Leiter der Stuttgarter Abtreibungsklinik, „doch noch weit gehend taugliche Räume für den Fortbetrieb der Klinik Stapf in Stuttgart gefunden“. Das teilte Stapfs Anwaltskanzlei Seibert Link der Stadt am Mittwoch per Fax mit. Die Zuschrift ist mit der Bitte verbunden, dem Klinik-Chef am alten Standort einen Aufschub zu gewähren und der Klinik ihr altes Domizil in der Türlenstraße „bis 31. Januar oder spätestens 15. Februar 2015“ zu überlassen. Der Mietvertrag für das Jugendstilgebäude läuft regulär zum 31. Dezember 2014 aus.

„Das Gebäude, das wir gefunden haben, war ursprünglich mal als Ärztehaus geplant und hat deshalb unendlich viele Nottreppen sowie Installationen, wie wir sie brauchen“, erläutert Friedrich Stapf die Gegebenheiten. Er könne dort außerdem wählen zwischen Flächen von 240, 370 oder 440 Quadratmetern. Was Stapf besonders wichtig ist: „Der Vermieter baut nach unseren Vorstellungen um und wir zahlen die Investitionen über die Miete ab.“

In der kommenden Woche will der Abtreibungsarzt den Mietvertrag unterschreiben, doch die Handwerker können maximal bis Weihnachten umbauen. „Deshalb müssten wir zumindest bis Ende Januar oder Mitte Februar in unseren Räumen in der Türlenstraße bleiben können“, so Stapf. Jetzt hofft er auf das Einsehen bei der Stadt und darauf, „dass mir die Verwaltung möglichst schnell die Nutzungsänderung ermöglicht, sofern dies noch erforderlich ist“.

Wölfle ist "erfreut"

Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle hat sich gestern „erfreut“ über die neue Wendung gezeigt: „Erstens darüber, dass neue Räume gefunden wurden, darüber, dass wir weiterhin ein solches Angebot in Stuttgart haben werden und drittens, dass es in Stuttgart Vermieter gibt, die dem Mythos entgegenwirken, man würde nicht an die Betreiber einer Abtreibungsklinik vermieten.“ Hoffnungen kann sich Stapf auch auf eine Verlängerung seines momentanen Mietvertrags machen: „Über ein paar Wochen wir man reden können“, sagt Wölfle. Ob eine Nutzungsänderung für das Gebäude gebraucht wird, darauf hat er keine Antwort: „Dazu müssten wir das Gebäude kennen.“

Nach Stapfs Angaben werden ein Frauenarzt und zwei Frauenärztinnen, vier Arzthelferinnen und eine Krankenschwester am neuen Standort der Klinik tätig sein. Auch er selbst will „zwei bis drei Tage pro Woche“ in der Nagele Klinikbetriebsgesellschaft mbH seiner Frau Nicole mitarbeiten. Das führe dazu, dass er auch privat seinen Lebensmittelpunkt nach Stuttgart verlagere. Das Feld in München, wo er eine zweite Klinik betreibt, will er anderen Angestellten sowie seinem Sohn übergeben, „wenn der in fünf Jahren selbst Gynäkologe ist“.

Der Verbleib der Klinik Stapf in Stuttgart war gefährdet, weil der Klinik-Chef versäumt hatte, seinen Mietvertrag mit der Stadt zu verlängern. Weil der Abtreibungsarzt lange keinen finanziell und räumlich akzeptablen Ersatz finden konnte, hatte er sich Hilfe suchend an die Stadt gewandt. Dort hatten sich zwar die meisten Fraktionen hinter ihn gestellt, ein finanzielles Risiko wollten jedoch weder sie noch Krankenhausbürgermeister Wölfle eingehen.