Ein Lehrer verteilt Prüfungsaufgaben für das Deutschabitur. Foto: dpa

Für 53.000 Prüflinge im Land beginnt heiße Phase. Prüfungen auch an Real- und Gemeinschaftsschulen.

Region - Fünfeinhalb Stunden volle Konzentration im Ringen um die richtigen Worte: Für 53.300 Schüler in Baden-Württemberg hat am Dienstag Punkt 8 Uhr das schriftliche Abitur begonnen – traditionell im Fach Deutsch.

Viele von ihnen haben monatelang gepaukt und gebüffelt, die Osterferien geopfert, sich komplexe Zusammenhänge erarbeitet, Formeln und Verben gelernt. Nun ist es endlich so weit: Während die übrigen Schüler allenthalben ermahnt werden, nur leise durch die Gänge zu gehen, hat bei den Abiturienten der Kampf um Punkte und Noten begonnen. Bis Ende kommender Woche lassen sich die 34.100 Prüflinge an allgemeinbildenden sowie die 19.200 Kandidaten von beruflichen Gymnasien in jeweils vier Fächern auf Herz und Nieren prüfen.

Auswählen durften die meist 17- bis 20-Jährigen im Fach Deutsch unter fünf Themen. Wer wollte, konnte Max Frischs Roman "Homo faber" mit Georg Büchners Drama "Dantons Tod" vergleichen und dabei die Selbstbilder der beiden Protagonisten herausarbeiten.

Als zweites Thema stand eine vergleichende Interpretation zweier Gedichte zur Wahl: "Herbstgefühl" von Georg Britting und "Der Herbst des Einsamen", verfasst vom 1914 im Alter von nur 27 Jahren viel zu früh gestorbenen expressionistischen österreichischen Sprachmagier Georg Trakl.

Alternativ konnten die Prüflinge die Erzählung "Auf der Felsenkuppe" von Christoph Meckel interpretieren – oder, basierend auf einer umfangreichen Materialsammlung, einen möglichst profunden wie pointierten Essay zum Thema "Die Macht der Sprache" schreiben.

Im Bereich Analyse und Erörterung schlugen die beiden Schulformen indes getrennte Wege ein: Während die Abiturienten an den beruflichen Gymnasien der Frage nachgehen konnten, inwieweit Leistungen für ein erfülltes Leben notwendig sind, durften sich die Schüler der allgemeinbildenden Gymnasien mit der medialen Auseinandersetzung von Skandalen im Internet-Zeitalter auseinandersetzen.

Abschlusszeugnisse gibt's spätestens am 7. Juli

An diesem Mittwoch geht es weiter mit Geschichte, Biologie, Chemie und Physik; am Donnerstag folgen Spanisch und Italienisch – zum Wochenende steht die Englischprüfung an. Die hatte, wie auch die Mathe-Klausur Mitte kommender Woche, zuletzt für Turbulenzen gesorgt. Weil Einbrecher am Stuttgarter Solitudegymnasium vor 14 Tagen einen Tresor mit den Aufgaben dieser beiden Fächer aufgebrochen hatten, mussten die Aufgaben für Gymnasien in ganz Baden-Württemberg und einigen anderen Bundesländern kurzfristig ausgetauscht werden.

Verpflichtend sind im schriftlichen Abitur für alle Prüfungskandidaten die Kernfächer Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache sowie ein Wahlfach. Ab Ende Juni folgen die mündlichen Prüfungen. Die Abschlusszeugnisse sollen spätestens am 7. Juli ausgegeben werden.

Ernst wird es in diesen Tagen allerdings nicht nur für die Gymnasiasten: Laut Kultusministerium beginnt ab diesem Mittwoch zudem an Haupt- und Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen und Realschulen die Prüfungsphase. Unter den Prüflingen ist unter anderem der erste Jahrgang der Gemeinschaftsschule mit 2400 Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss machen können. Für alle aber gilt: Das Lernen hört auch mit dem Schulzeugnis nicht auf – es geht lebenslang weiter.