Immer wieder erschüttern Anschläge den Irak. Die meisten werden in zwischen vom IS verübt. (Symbolbild) Foto: dpa

Ein geistig eingeschränkter Mann reist in den Irak und sprengt sich für den IS in die Luft. Nun nimmt die Berliner Polizei einen Arzt aus dem Südwesten fest - er soll den Attentäter auf seine Reise in den „Heiligen Krieg“ geschickt haben.

Berlin - Der mutmaßliche Rekrutierer eines islamistischen Selbstmordattentäters ist in Berlin festgenommen worden. Der Arzt aus Baden-Württemberg habe geholfen, einen späteren Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat mithilfe von Propagandavideos zu radikalisieren, teilten das Landeskriminalamt und die Karlsruher Staatsanwaltschaft in Stuttgart mit. Außerdem habe der aus Mannheim stammende Arzt die Ausreise des 24-Jährigen mit organisiert - er habe ihm das Ticket gekauft und militärisches Zubehör besorgt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Tobias Wagner.

Der junge Mann verübte demnach am 18. Mai 2015 für die Terrorgruppe in der nordirakischen Stadt Baidschi einen Selbstmordanschlag. Mindestens zwölf irakische Regierungssoldaten sollen getötet worden sein. Nach dem Anschlag geriet der Arzt ins Visier der Ermittler.

Beide Männer wohnten einst in Freiburg. Der Jüngere sei im Oktober 2014 in das syrisch-irakische Krisengebiet gereist, um sich dort einer dschihadistischen Miliz anzuschließen. Er war nach Angaben des LKA geistig eingeschränkt und leicht beeinflussbar. „Er stand unter Betreuung“, sagte Staatsanwalt Wagner.

Festgenommener ist deutscher Staatsbürger

Der festgenommene Arzt sei deutscher Staatsangehöriger, eines seiner Elternteil komme aber aus dem arabischen Raum. Inwieweit der 33 Jahre alte Arzt den jungen Mann aufgrund seiner psychischen Labilität bewusst als späteren Attentäter ausgesucht haben könnte, sei Gegenstand der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft wollte keine Angaben machen, ob der junge Mann von dem Arzt behandelt wurde oder wie die beiden zueinander fanden.

Bei Durchsuchungen am Donnerstag in der Hauptstadt und in Mannheim wurden unter anderem eine optische Zielvorrichtung für eine Schusswaffe sowie Mobiltelefone und elektronische Datenträger sichergestellt. Die Ermittler nahmen den Arzt in seiner Berliner Wohnung fest.

Die zuständige Staatsanwaltschaft Karlsruhe wirft dem Mediziner Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vor. Der 33-Jährige wird nun dem Amtsgericht Karlsruhe vorgeführt, das über eine Untersuchungshaft entscheidet.

Mehr als 780 deutsche Islamisten sind bislang in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist - ein Drittel von ihnen ist inzwischen wieder in Deutschland, Dutzende sind laut Verfassungsschutz gestorben. Etwa 1000 Menschen ordnen die Sicherheitsbehörden dem „islamistisch-terroristischen“ Spektrum zu.