Hannover 96 konnte das Heimspiel gegen Hertha BSC nicht gewinnen. Die 1:0-Führung durch Schulz glich Stocker für Berlin aus. Foto: dpa

Nach dem 1:0 gegen Hertha ballte 96-Trainer Korkut schon die Fäuste - doch am Ende reichte es wieder nicht zum ersten Sieg im Jahr 2015. Die Not der Niedersachsen wird immer größer. Für die Berliner nimmt die Abstiegsgefahr dagegen immer mehr ab.

Hannover - Für Hannover 96 und Trainer Tayfun Korkut spitzt sich die Situation im Abstiegskampf immer mehr zu. Trotz einer Jobgarantie für den 41-Jährigen gelang auch beim 1:1 (0:0) im Heimspiel gegen Hertha BSC nicht der ersehnte Befreiungsschlag und der erste Rückrundensieg in der Fußball-Bundesliga. Linksverteidiger Christian Schulz brachte die Gastgeber zwar in der zweiten Hälfte in Führung (75.). Doch der Schweizer Valentin Stocker glich für die Berliner vor 46 000 Zuschauern noch aus (83.).

„Das müssen wir eigentlich durchbringen“, haderte 96-Coach Korkut bei Sky. „Klar ist das zu wenig. Aber es ist erst mal ein Punkt - und den haben wir mehr.“ Auch 96-Kapitän Lars Stindl klagte: „Wir müssen es einfach über die Zeit bringen und uns den ersten Sieg erkämpfen - das müssen wir uns vorwerfen lassen.“ Das zwölfte sieglose Spiel in Serie vergrößerte am Freitagabend die Sorgen der Niedersachsen, auch wenn sich das 96-Team mit 29 Punkten zumindest für eine Nacht auf Rang 14 verbesserte. Hertha blieb unter Trainer Pal Dardai hingegen zum sechsten Mal ungeschlagen und vergrößerte mit nun 33 Zählern zum Auftakt des 28. Spieltags das Polster zur Abstiegszone.

„Es ist ein verdienter Punkt und das kann man akzeptieren“, erklärte Dardai, dessen Beförderung zum Cheftrainer näher rückt. Sein Kapitän Fabian Lustenberger befand: „Im Moment passt es einfach und wir haben uns das Quäntchen Glück zurückerkämpft.“

96-Präsident Martin Kind stemmte sich via „Bild“ schon vor der Partie gegen die Trainerdiskussion um den erfolglosen Korkut. „Ich bin von diesem Mann überzeugt“, betonte Kind auch bei Sky und versuchte, den Druck zu nehmen. Der Präsident selbst hat sich den Unmut einiger 96-Fans zugezogen und musste sich bereits vor dem Anpfiff die ersten, inzwischen obligatorischen „Kind muss weg“-Rufe gefallen lassen.

Die Gastgeber starteten elanvoll und kontrollierten die Anfangsphase, in der Offensive gelang ihnen aber wenig. Salif Sané mit dem Kopf (32.) und Jimmy Briand (34.) vergaben in der ersten Hälfte noch Hannovers beste Möglichkeiten. Korkut hatte eine vorsichtige 4-1-4-1-Aufstellung mit gleich drei Innenverteidigern in der Viererabwehrkette gewählt. Torjäger Joselu saß etwas überraschend zunächst nur auf der Bank, obwohl er seine Grippe auskuriert hat.

Die Berliner, bei denen Nico Schulz für den angeschlagenen Marvin Plattenhardt in die Startelf gerückt war, spielten nur zunächst abwartend und zogen sich weit zurück. Mit dem Selbstbewusstsein aus fünf Spielen ohne Niederlage wagte der Hauptstadtclub mit zunehmendem Spielverlauf jedoch mehr in der Offensive.

Ein Treffer von Innenverteidiger Anthony Brooks nach einem Freistoß von Valentin Stocker galt wegen Abseits zurecht nicht (15.). Danach agierte Hannover vorsichtiger, die Herthaner stellten die bessere Elf. Der agile Genki Haraguchi bereitete Nationaltorwart Ron Zieler mit seinem Schuss Probleme (24.). Stocker schoss über das Tor (38.).

Nach dem Wiederanpfiff hatte Hertha zunächst Glück: Der Versuch aus der Distanz von 96-Mittelfeldstratege Stindl knallte gegen den Pfosten. Korkut schickte nach einer knappen Stunde Leonardo Bittencourt für Briand aufs Feld. Wenig später kam auch Joselu - im Spiel nach vorn fehlten dennoch weiter Struktur und Ideen. Doch dann ließ Defensivspezialist Schulz Trainer Korkut die Fäuste ballen. Nach einer Ecke von Hiroshi Kiyotake reagierte der Routinier entschlossen und stocherte den Ball aus dem Gewusel über die Linie. Die Freude währte nur wenige Minuten: Nach einem Freistoß von Per Skjelbred landete der Ball bei Stocker, der mit einem Seitfallzieher von der Strafraumgrenze 96-Torwart Zieler keine Chance ließ.